Ideen austauschen, Ergebnisse vorstellen
Studentische Teams aus der ganzen Welt kamen in Paris zusammen, um die Ergebnisse ihrer einjährigen Arbeit zu präsentieren. Das iGEM München-Team besteht aus Studierenden verschiedener Fachrichtungen, unter anderem aus der Molekularbiologie, Bioinformatik und der Medizin und war von zwei der führenden Universitäten Münchens und Deutschlands vertreten, die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und die Technische Universität München (TUM). In diesem Jahr bestand das Team unter anderem auch aus Studierenden der Elitestudiengänge „Human Biology – Principles of Health and Disease“ sowie „Responsibility in Science, Engineering, and Technology“.
2024 präsentierte iGEM München “ProgRAM: Programmable RNA Access Memory”. Unser Projekt zielte darauf ab, Zellen die Fähigkeit zu verleihen, Ereignisse in ihrem Inneren aufzuzeichnen und sie so zu ihren eigenen Autobiographen zu machen. Die meisten existierenden Systeme basieren jedoch auf der DNA, der „Festplatte“ der Zelle, was den Zugriff und das Auslesen der aufgezeichneten Informationen sowohl zeitaufwändig als auch destruktiv macht.
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, haben wir uns von der Funktionsweise von Arbeitsspeichern in Computern inspirieren lassen, die ein schnelles Speichern und Abrufen von Daten ermöglichen. RNA, der Botenstoff der Zelle, könnte eine ähnliche Rolle beim molekularen Recording spielen. Um auf RNA zu schreiben, haben wir ein inaktives Cas13b-Enzym verwendet, das mit einer RNA-Desaminase-Domäne (ADAR) fusioniert ist. Wenn ein zelluläres Ereignis erkannt wird, wird eine gRNA exprimiert, um den Editierkomplex zu seinem Ziel zu führen. Am Zielort katalysiert ADAR die Desaminierung von Adenosin zu Inosin innerhalb eines synthetischen Aufzeichnungsbandes. Durch die Desaminierung wird ein Startcodon inaktiviert, was zu einem Frameshift führt und die Expression eines Reporters in einem von drei Frames auslöst, je nach aufgenommenem Zustand. Auf diese Weise entsteht ein „Ampelsystem“, das die Überwachung des aufgezeichneten Zustands bei gleichzeitiger Erhaltung der Zellintegrität ermöglicht.
iGEM ist mehr als nur das Labor
Aber iGEM ist viel mehr als nur die Experimente im Labor! Im vergangenen Jahr haben wir hart daran gearbeitet, die synthetische Biologie der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Angesichts des wachsenden Einflusses der künstlichen Intelligenz haben wir eine interdisziplinäre Podiumsdiskussion über die zukünftige Rolle der KI in der modernen Biologie organisiert. Unsere Outreach-Arbeit umfasste auch Veranstaltungen wie den Girls' Day, iGEM@school, den Tag der Bioinformatik und die Tage der offenen Tür an der TUM und der LMU München, bei denen wir ein 3D-druckbares Puzzle vorstellten, das das zentrale Dogma der Molekularbiologie spielerisch und interaktiv erklärt.
Darüber hinaus haben wir den iGEM Data Explorer entwickelt, ein KI-gestütztes Tool, das die umfangreichen wissenschaftlichen Inhalte in iGEM-Wikis zugänglicher und interaktiver machen soll. Bei mehr als 4.470 Wikis, die in über 20 Jahren iGEM-Wettbewerb entstanden sind, liefern die vorhandenen Tools nur oberflächliche Details und lassen die Tiefe der Projekte nicht erfassen.
Während unserer Zeit auf dem Grand Jamboree in Paris hatten wir die Gelegenheit, unser Projekt den Teams aus der ganzen Welt sowie Experten aus Wissenschaft und Industrie in zwei Live-Präsentationen und an unserem Stand vorzustellen. Wir sind stolz darauf, dass unsere Bemühungen mit einer Goldmedaille und einer Nominierung für das beste Software-Tool ausgezeichnet wurden! Unsere Reise wäre ohne die Unterstützung unserer Sponsoren, zu denen auch das Elitenetzwerk Bayern gehört, nicht möglich gewesen.
Weitere Details zum Projekt ProgRAM finden Sie in unserem Wiki: https://2024.igem.wiki/munich/.
Text: Natalia Kuźmierkiewicz, Elitestudiengang „Human Biology - Principles of Health and Disease“