Unsere Mitglieder im Porträt
Das Elitenetzwerk Bayern lebt von seinen Mitgliedern. Einige von ihnen stellen wir hier vor. Sie sprechen über ihre Erfahrungen und ihre weiteren Pläne.


Durch das Max Weber-Programm habe ich viele andere Stipendiatinnen und Stipendiaten kennengelernt, die einen unterschiedlichen fachlichen Hintergrund haben und sehr offen sind. Dadurch lernt man selbst viel Neues.
Lea Luka Sikau
Max Weber-Programm
Lea Luka Sikau ist eine vielfach ausgezeichnete Mezzosopranistin. Schon im Alter von elf Jahren war sie Jungstudierende im Fach klassischer Gesang an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Heute studiert sie Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater München und engagiert sich dafür, Kindern die Welt der Künste zu eröffnen.
Wer mit 17 etwas Neues beginnt, muss früh angefangen haben: In diesem Alter war Lea Luka Sikau bereits ausgebildete Sängerin. Ihr musikalisches Talent hatte sich früh gezeigt und schon mit elf Jahren wurde sie neben der Schule Jungstudierende im Fach Gesang an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf, gleich mehrfach hat sie den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Und doch kamen auch bei Lea Luka Sikau die für dieses Alter typischen Überlegungen, welche Richtung man dem eigenen Leben geben möchte. „Das hat mir alles großen Spaß gemacht, aber ich habe gemerkt, dass ich mir mehr Gestaltungsspielräume wünsche“, sagt Lea Luka Sikau rückblickend. Also entschloss sie sich, der Sängerinnenkarriere etwas an die Seite zu stellen und nahm ein Bachelor-Studium der Medien- und Kulturwissenschaften an der Universität Düsseldorf auf.
Eingebunden im Max Weber-Programm
Nach ihrem Bachelor-Abschluss zog es Lea Luka Sikau nach München, wo sie nun Kulturmanagement an der Hochschule für Musik studiert. Das war auch der Moment, wo sie sich beim Max Weber-Programm bewarb: „Durch das Max Weber-Programm habe ich viele andere Stipendiatinnen und Stipendiaten kennengelernt.“ Sie schätzt die fachliche Diversität und die Offenheit, mit der man einander im Netzwerk begegnet. „Alle sind immer interessiert daran, Neues kennenzulernen.“
Auch in Lea Luka Sikaus Lebenslauf spiegelt sich diese Offenheit wider. So liegt ihr viel daran, internationale Erfahrungen zu machen. Nachdem sie bereits in England studiert und dort ein Praktikum an der Deutschen Botschaft gemacht hat, plant sie als Nächstes ein Praktikum in New York. Auch die Unterstützung beim Sprachenlernen durch das Max Weber-Programm schätzt sie daher sehr.
Neues gestalten
Mit ihrer Studienentscheidung hat sich Lea Luka Sikau als Künstlerin Freiheiten verschafft. Statt den stringenten Weg einer klassischen Sängerinnenlaufbahn zu gehen, eröffnete ihr dieser Schritt die Möglichkeit „über den Tellerrand zu blicken“, wie sie sagt, und mit innovativen Konzertformaten zu experimentieren. 2018 gründete Lea Luka Sikau das fünfköpfige Barockensemble „Messa di Voce“, das bereits kurz darauf den Publikumspreis beim Festival des Zentrums für Alte Musik in Köln gewann. Lea Luka Sikau interessiert sich auch für die Vermittlung von Kunst.
„Das Bereichernde an den Künsten ist der Moment der Interaktion zwischen dem Besucher und dem Kunstwerk, das Fragen aufwirft, Reflexion initiiert und auch provozieren kann.“ Seit Langem setzt sich Lea Luka Sikau dafür ein, diese Momente auch anderen zu ermöglichen. Sie war Sprecherin des Kinder- und Jugendrats Nordrhein-Westfalen und im Jugendrat sowie im Kulturausschuss ihrer Heimatstadt Düsseldorf aktiv, um sich für niedrigschwelligere Kulturangebote einzusetzen.
Von Mentoren unterstützt
Musik wird sicherlich weiterhin eine wesentliche Rolle in Lea Luka Sikaus Leben spielen, aber die Hauptrolle gestaltet sie selbst, wie ihr bisheriger Lebenslauf zeigt. Bei ihren nächsten Schritten hat die Max Weber-Stipendiatin, die zudem Deutschlandstipendiatin und Stipendiatin der Richard-Wagner-Stipendienstiftung ist und 2018 in die Bayerische Eliteakademie aufgenommen wurde, ausgewiesene Mentorinnen und Mentoren an ihrer Seite, unter anderem die Direktorin des Hong Kong Arts Festival, Tisa Ho, sowie den ehemaligen Intendanten der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas.


Das Max-Weber-Programm ist für mich sehr bereichernd. Man lernt besondere Persönlichkeiten kennen. Ich empfinde das intellektuell und persönlich als Gewinn. Das möchte ich nicht mehr missen.
Johannes Gansmeier
Max Weber-Programm
Johannes Gansmeier hat Jura an der LMU München studiert. Neben seinem Studium hat er einen Verein gegründet, um begabte Mittelschülerinnen und -schüler zu unterstützen.
„Es interessiert mich sehr, verstehen zu lernen, wie das gesellschaftliche Zusammenleben geregelt ist“, sagt Johannes Gansmeier. So erstaunt es nicht, dass der Max Weber-Stipendiat sich zunächst für ein Studium der Politikwissenschaft entschieden und im Anschluss für Jura eingeschrieben hat. „Alles ist von Recht durchdrungen und die juristische Art zu denken, finde ich unfassbar anziehend.“ Bereits während seines Politikstudiums hat er zudem den Zertifikats-Studiengang „Philosophie und Leadership“ an der Hochschule für Philosophie München absolviert. Johannes Gansmeier ist seit dem Jahr 2014 Stipendiat des Max Weber-Programms, das er als „sehr bereichernd“ empfindet. „Man lernt bei den verschiedenen Veranstaltungen besondere Persönlichkeiten kennen. Ich sehe das intellektuell und persönlich als Gewinn. Das möchte ich nicht mehr missen.“
Begabungen fördern
2014 gründete Johannes Gansmeier mit Freunden den gemeinnützigen Verein MPhasis, der von dem Verein „Startsocial“ mit einem Stipendium ausgezeichnet wurde. MPhasis vermittelt Jugendlichen Schlüsselkompetenzen für das Berufsleben und ist dabei behilflich, eine passende Ausbildung zu finden. „Häufig ist vom Akademisierungswahn in unserer Gesellschaft die Rede. Unabhängig davon, ob dies zutrifft oder nicht, geht mit diesen Tendenzen eine Abwertung anderer Schulabschlüsse und von Ausbildungsberufen einher, der wir etwas entgegensetzen möchten. Es gibt überall talentierte Menschen.“ Nachdem drei MPhasis-Jahrgänge das Programm durchlaufen haben, arbeitet das Team momentan daran, das Angebot, das bei Schulen und Unternehmen sehr gut ankommt, noch besser auf die Zielgruppe zuzuschneiden.
Seit Abschluss seines Studiums arbeitet Johannes Gansmeier, der auch Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung sowie der Bayerischen Eliteakademie war, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Privatrechtstheorie von Professor Hans Christoph Grigoleit, der ihm im Rahmen des Max Weber-Programms als Mentor beratend zur Seite stand und nun sein Doktorvater ist. Thematisch interessiert sich Johannes Gansmeier am meisten für das Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Insolvenzrecht. Und doch schätzt der angehende Jurist bei den Veranstaltungen im Elitenetzwerk Bayern gerade, dass sie ihm die Möglichkeit eröffnen, Neues zu lernen „über den eigenen begrenzten Fachbereich hinaus“.


Die Begegnungen im Elitenetzwerk Bayern und die Erfahrungen, die ich dadurch machen konnte, haben meine Sicht auf die Welt verändert.
Pei-Hsuan Huang
Elitestudiengang
Pei-Hsuan Huang hat sich nach einem Maschinenbaustudium für das Elitestudienprogramm „Bavarian Graduate School of Computational Engineering“ entschieden. Seit 2016 studiert sie nun an der TU München.
Für Pei-Hsuan Huang war es ein weitreichender Entschluss, nach Deutschland zu kommen und sich für den Elitestudiengang „Bavarian Graduate School of Computational Engineering“ zu bewerben. Heute ist sie darüber froh, da sie die Möglichkeiten sehr schätzt, die ihr das vom Studiengang gebotene Netzwerk eröffnet, und ebenso die Begegnungen im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern, wo sie seit 2017 Mitglied ist. „Ich habe sehr viel gelernt. Gerade da ich nicht aus Deutschland bin, hat mir das Elitenetzwerk Bayern dabei geholfen, Freunde zu finden und viele interessante Persönlichkeiten kennenzulernen. Das hat meine Sicht auf die Welt verändert.“
Pei-Hsuan Huang ist in Taiwan geboren und hat an der National Taiwan University in Taipei einen Bachelor in Maschinenbau erworben. Danach wollte sie für ihr Masterstudium ins Ausland gehen. „Deutschland hat eine sehr hohe Reputation in meinem Fach“, sagt Pei-Hsuan Huang. Seit 2017 studiert Pei-Hsuan Huang nun am Institute for Computational Mechanics an der TU München.
Interdisziplinär studieren
Das interdisziplinäre Elitestudienprogramm „Bavarian Graduate School of Computational Engineering“ führt mehrere internationale Masterstudiengänge in den Bereichen „Computational Mechanics“, „Computational Science and Engineering“ und „Computational Engineering“ der beteiligten Hochschulen TU München und FAU Erlangen-Nürnberg zusammen. Pei-Hsuan Huang schätzt die Vielfalt und hohe Qualität der Kurse, und dass sie diese frei wählen kann. Außerdem möchte sie die Möglichkeit nutzen, sich für das Honors-Programm zu bewerben, das sich an besonders leistungsfähige Studierende richtet und diesen unter anderem eine zusätzliche Förderung in den Bereichen Projektarbeit und Soft-Skills bietet.
Kurz vor Ende ihres Studiums hat sich Pei-Hsuan Huang eine Auszeit genommen, um ein Praktikum zu machen. Für einen Zeitraum von sechs Monaten arbeitet sie zurzeit bei einem Start-up-Unternehmen. Nach ihrem Master, den sie anschließend machen wird, kann sich Pei-Hsuan Huang sowohl eine wissenschaftliche Laufbahn als auch einen Wechsel in die Wirtschaft vorstellen. Eines ist jedoch klar: Sie würde gerne in Deutschland bleiben. „Natürlich haben ich manchmal Heimweh. Aber ich habe hier so viele Möglichkeiten, dass ich das gerne in Kauf nehme.“


Die Themenbreite und die Vielfalt an Veranstaltungen, die im Studiengang „Osteuropastudien“ geboten werden, sind einmalig. Geschichte, Recht, Politikwissenschaft – von dieser Interdisziplinarität auf hohem Niveau habe ich profitiert.
David Khunchukashvili
Elitestudiengang
David Khunchukashvili hat den Elitestudiengang „Osteuropastudien“ an der LMU München absolviert. Inzwischen promoviert der Historiker über das christliche Zarentum im Russland des 15. und 16. Jahrhunderts.
Es war nicht der nächste Weg, der David Khunchukashvili nach München führte, wie man so schön sagt. Er beginnt in Russland, wo David Khunchukashvili zwei Studien absolvierte: als Konzertpianist und als Musikmanager. Doch die Liebe zur Musik zog ihn in den deutschsprachigen Raum und das Interesse an Geschichte wieder an eine Universität.
So nahm David Khunchukashvili an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein Bachelor-Studium in Geschichte und Katholischer Theologie auf. Dann entschied er sich für den Elitestudiengang Osteuropastudien an der LMU München. „Das war nicht ohne“, sagt er rückblickend. Denn er ließ für den Wechsel Stipendium und Stelle in Freiburg zurück. Doch für München habe viel gesprochen: „Die Themenbereite und die Vielfalt an Veranstaltungen, die im Studiengang „Osteuropastudien“ geboten werden, sind einmalig. Osteuropastudien sind mehr als Geschichte – auch Recht, Politikwissenschaft und Theologie gehören dazu.“ Auch die Nähe zur Bayerischen Staatsbibliothek hat eine Rolle für seine Entscheidung gespielt. Der Historiker beschäftigt sich vor allem mit dem russischen Mittelalter, die Bayerische Staatsbibliothek sei in diesem Fachbereich „die beste Wahl in Deutschland“.
Im Elitestudiengang hat ihn neben der Interdisziplinarität vor allem das Format der Projektkurse überzeugt, in dessen Rahmen sich jeder Jahrgang über zwei Semester hinweg gemeinsam einem Thema widmet. Das war in seinem Kurs „München und die russische Revolution“. „Die Zusammenarbeit war sehr gut, was auch an dem hohen fachlichen Interesse und Einsatz der Studierenden lag.“
David Khunchukashvili: „Der Wechsel nach München hat sich gelohnt.“
Inzwischen promoviert David Khunchukashvili im Fach Geschichte Ost- und Südosteuropas bei Professorin Julia Herzberg an der LMU München. Sein Forschungsschwerpunkt liegt an der Schnittstelle zwischen Theologie und Geschichte. In seiner Doktorarbeit untersucht er, wie sich im 15. und 16. Jahrhundert die Idee des christlichen Zarentums entwickelte. Der Musik ist der Historiker treu geblieben, nimmt sich täglich dafür Zeit. „Ich brauche das. Ich fühle mich nicht vollständig, wenn ich nicht übe, auch wenn die Musik nicht mein Beruf geworden ist.“ Er könnte sich sehr gut vorstellen, weiter in der Wissenschaft zu bleiben, wenn sich ihm eine gute Perspektive eröffnet. „Es wäre mein Traum.“ Aus heutiger Sicht jedenfalls kann David Khunchukashvili sagen: „Der Wechsel nach München hat sich gelohnt.“


Alle meine Kommilitonen waren unglaublich engagiert. Von dieser Erfahrung profitiere ich jetzt als Unternehmensgründer: Bei QPLIX arbeite ich mit bereits fünf ehemaligen Studenten des Elitestudiengangs zusammen. Wir sind der Meinung, dass der Studiengang talentierte und top ausgebildete Absolventen hervorbringt, die super zu unserem Team passen.
Kai Linde
Elitestudiengang
Kai Linde gehört zum ersten Absolventenjahrgang des Elitestudiengangs „Software Engineering“. Anschließend arbeitete er mehrere Jahre als Investment Manager. Inzwischen hat er, nun Software- und Finanzexperte, mit der QPLIX GmbH sein eigenes Start-up gegründet.
Auch wenn seine Zeit an der Universität Augsburg inzwischen fast zehn Jahre zurückliegt, erinnert sich Kai Linde sofort an die positive Stimmung und vor allem auch die mitreißende Motivation im Elitestudiengang Software Engineering: „Alle meine Kommilitonen waren am Thema interessiert und hatten Lust darauf. Außerdem war jeder Einzelne von ihnen sehr talentiert, wodurch die Zusammenarbeit immer ungemein Spaß gemacht hat.“ Für den Masterstudiengang hatte er sich entschieden, obwohl er bereits zuvor ein Diplomstudium in Informatik abgeschlossen hatte. „Das Gesamtpaket hat mich einfach überzeugt.“
Wie richtig er mit dieser Einschätzung lag, zeigten die folgenden Semester. Durch die hochschulübergreifende Kooperation der Universitäten Augsburg, der LMU München und TU München erhielt er „neuen fachlichen Input“ und die Zusammenarbeit mit den anderen Studierenden erlebte er als gewinnbringend, was sich vor allem bei den gemeinsamen Projekten zeigte: Im Rahmen eines Soft-Skill-Seminars kamen Kai Linde und fünf Kommilitonen auf die Idee, einen Musiktisch zu entwickeln – „Xenakis“, benannt nach dem griechischen Komponisten Yannis Xenakis. Die Softwaretechniker hatten sich von seinen Kompositionen, die auf mathematischen Prinzipien basieren, inspirieren lassen: Mit ihrem Tisch lässt sich Musik erzeugen, indem Steine auf einer Glasplatte bewegt werden. Für dieses Projekt, das sie auf mehreren Tagungen vorgestellt haben, bekamen sie viel positive Resonanz.
Marktlücke entdeckt, Start-up gegründet
Kai Linde arbeitete nach Abschluss des Elitestudiengangs zunächst im Bereich der Roboterentwicklung. Doch bald wechselte er zu einem Investment Manager, der sich bei Technologie-Start-ups beteiligte, – „um seine Lücken in der Finanzwelt“ zu schließen, wie er dem Handelsblatt in einem Interview erzählte. „Ich habe viele Unternehmensideen gesehen. Das war superspannend. Aber als Investor ist man immer in der zweiten Reihe. Das war der Moment, in dem ich gemerkt habe: Ich mache selbst gerne etwas und das von Anfang an. Und ich übernehme auch gerne die Verantwortung dafür.“
So hat sich Kai Linde entschlossen, zusammen mit Partnern ein eigenes Unternehmen zu gründen: Die QPLIX GmbH. Ihre Softwarefirma bietet eine IT-Plattform, mit deren Hilfe sich private Großvermögen leichter als bisher verwalten lassen. „In diesem Segment haben sie (Anm.: Linde und seine Kollegen) bislang wenig Konkurrenz, vergleichbare Lösungen gibt es eher für große Banken. Es ist eine Marktlücke – und entsprechend schnell wächst QPLIX derzeit“, urteilte das Handelsblatt.
„Jeder Wachstumsschritt bringt eine neue Herausforderung mit sich“, sagt Kai Linde. „Mir macht es großen Spaß, auch wenn es eine Menge an Arbeit ist.“ Dabei hilft ihm, dass er die QPLIX zusammen mit seinem früheren Kommilitonen Philipp Pötzl gegründet hat. „Viele haben mir abgeraten, ein Unternehmen mit einem Freund zu gründen. Aber ich arbeite gerne mit Menschen, mit denen ich mich gut verstehe. Inzwischen arbeiten schon fünf ehemalige Studenten aus unserem Studiengang bei uns und die Zusammenarbeit mit allen Kollegen macht mir jeden Tag aufs Neue großen Spaß.“


Wir Studierende haben im Elitestudiengang davon profitiert, dass mehrere Institutionen interdisziplinär zusammenarbeiten. Wir hatten tolle Möglichkeiten, um unsere Forschungsprojekte zu realisieren.
Ichanti Houda
Elitestudiengang
Houda Ichanti ist nach ihrem Ingenieurstudium in Marokko nach Deutschland gekommen, weil sie Biomaterialwissenschaften studieren wollte. Inzwischen trägt sie als Doktorandin zur Forschung über künstliche Organe bei.
Houda Ichanti gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden. Die Marokkanerin hat in ihrer Heimat Ingenieurwissenschaften studiert und dann in der Automobilindustrie gearbeitet. Doch ihr eigentliches Interesse galt einer anderen fachlichen Ausrichtung: „Ich habe mich schon immer für Biomaterialien interessiert.“ Da sie in Marokko kein entsprechendes Studienangebot fand, entschloss sie sich, dafür ins Ausland zu gehen. „Das Feld ist weltweit sehr weit fortgeschritten. Deutschland schien mir aus mehreren Gründen ideal: wegen seiner langen erfolgreichen Geschichte in Ingenieur- und Materialwissenschaften, weil die deutschen Universitäten immer internationaler werden, was es leicht macht, ein englischsprachiges Masterstudium zu finden, und auch, weil es nicht zu weit von Marokko entfernt ist.“ An der FAU Erlangen-Nürnberg hat sie mit dem Elitestudiengang „Advanced Materials and Processes“ genau das gefunden, wonach sie gesucht hatte.
Gerade die interdisziplinäre Ausrichtung hat sie geschätzt. „Für Studierende ist es gut, wenn mehrere Institutionen zusammenarbeiten. Wir hatten, auch dadurch, dass wir Mitglied im Elitenetzwerk waren, tolle Möglichkeiten, Projekte in den beteiligten Instituten zu machen.“ Houda Ichanti hat dabei ihr Interesse weiterverfolgt und als Schwerpunkte Bio- und Nanotechnologie gewählt. „Ich bin fasziniert von Biomaterialien und die Forschung über die Entwicklung von künstlichem Gewebe. Biomaterialien haben das Potenzial, das Leben von Millionen Menschen weltweit zu verbessern.“ Bereits in ihrem ersten Projekt arbeitete sie daran mit, Biomaterialien für die Regeneration von Knochen zu entwickeln.
Fasziniert von Biomaterialien und ihrem Potenzial
Inzwischen arbeitet Houda Ichanti als Doktorandin an den Leibniz Forschungslaboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe an der Medizinischen Hochschule Hannover. Sie ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Tissue Engineering”, die Methoden erarbeitet, um Implantate für die Wiederherstellung oder den Ersatz künstlicher Organe zu entwickeln.
Houda Ichanti forscht für ihre Doktorarbeit darüber, künstliche vaskularisierte Scaffolds zu entwickeln, die künstliches Gewebe stützen und versorgen können. Ob sie im Anschluss in der Wissenschaft bleibt, ist noch offen, doch womit sie sich beschäftigen möchte, steht fest: „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo ich meinen Interessen für Biomaterialien nachgehen kann.“ Obwohl sie Marokko vermisst, wird das aller Voraussicht nach in Deutschland sein, wo sie ihren Beitrag für die weitere Entwicklung in diesem hoch innovativen Forschungsfeld leisten kann.


Die Unterstützung durch das Internationale Doktorandenkolleg „Lead Structures of Cell Function“ und das Promotionsstipendium war für meine akademische Laufbahn sehr hilfreich. Jetzt möchte ich durch meine Forschung und Lehre etwas zurückgeben und junge Nachwuchstalente ebenfalls fördern und fordern.
Silke Härteis
Internationales Doktorandenkolleg mit Promotionsstipendium
Silke Härteis war Promotionsstipendiatin im Internationalen Doktorandenkolleg „Lead Structures of Cell Function“ an der FAU Erlangen-Nürnberg. 2018 wurde sie auf eine W2-Professur an der Universität Regensburg berufen.
„Als ich Mitglied im Elitenetzwerk Bayern wurde, hat sich für mich ein Fenster der Möglichkeiten eröffnet“, sagt Silke Härteis. Nach ihrem Studium der Molekularen Medizin an der FAU Erlangen-Nürnberg war sie Promotionsstipendiatin im Internationalen Doktorandenkolleg „Lead Structures of Cell Function“. Rückblickend nennt sie als Erstes die damit verbundenen Gelegenheiten, sich auszutauschen. „Der wissenschaftliche und auch interdisziplinäre Austausch im Doktorandenkolleg war sehr lebendig, sowohl mit den Promovierenden als auch den betreuenden Wissenschaftlern. Das ist in der Promotionsphase sehr hilfreich.“
Internationale Vernetzungsmöglichkeiten nutzen
Gerade auch die internationale Ausrichtung des Kollegs sei wertvoll gewesen. „Durch den Kontakt mit ausländischen Wissenschaftlern und Doktoranden haben sich für meine Arbeit viele Anknüpfungspunkte ergeben, von denen ich profitiert habe.“ Silke Härteis forscht über die molekularen Mechanismen der Nierenfunktion. Im Rahmen des Doktorandenkollegs war sie bereits früh in die internationale Forschung eingebunden. „Ich habe als junge Nachwuchsforscherin viele Auslandsaufenthalte absolviert“, sagt sie und beginnt aufzuzählen – so war sie u. a. an der Universität Zürich, an der Yale University (USA) und an der University of Cambridge (UK) und in Japan. „Das war als junge Forscherin sehr beeindruckend, zu sehen, wie viele Wissenschaftler weltweit über das eigene Thema forschen. Salopp gesagt, führt die internationale Ausrichtung dazu, dass man quer über den Globus reist.“ Aber das Entscheidende daran: „Für mich haben sich daraus Kooperationen entwickelt, die bis heute fruchtbar sind.“
Silke Härteis Weg in der Wissenschaft
Im Verlauf der Promotion entschied sich Silke Härteis dafür, in der Wissenschaft zu bleiben. Eine wichtige Rolle spielte dabei ihr Doktorvater, Professor Dr. Christoph Korbmacher, Direktor des Instituts für Zelluläre und Molekulare Physiologie an der FAU Erlangen-Nürnberg, der für sie zum Mentor geworden ist. „Diese nachhaltige Unterstützung ist sehr wichtig, damit man auch den Mut entwickelt, eine akademische Karriere einzuschlagen.“
Inzwischen ist Silke Härteis Professorin für Molekulare und Zelluläre Anatomie an der Universität Regensburg. Sie habe dem Elitenetzwerk Bayern auch zu verdanken, dass sie sich so schnell habilitiert und inzwischen bereits eine selbstständige Professur inne hat, meint Härteis. Ihre Forschungsinteressen liegen auf dem Gebiet der Regulation von Ionenkanälen in der Niere. Die Kenntnis und weitere Erforschung der daran beteiligten Mechanismen ist Voraussetzung dafür, Erkrankungen in der Niere zu verstehen und daraus möglicherweise diagnostische oder therapeutische Konzepte abzuleiten. Nun ist sie selbst in der Position, die Rolle einer Mentorin zu übernehmen. „Jetzt will ich mich in Forschung und Lehre einbringen, um etwas zurückzugeben und junge Nachwuchstalente zu fördern und zu fordern.“


Ich habe in meiner Zeit als Max Weber-Stipendiat im Rahmen des Programms viele interessante Menschen kennengelernt, mit denen ich mich gut austauschen konnte. Und man sieht sich über die Jahre immer wieder, selbst hier an der Universität Oxford, wo ich gerade promoviere.
Yuki Asano
Max Weber-Programm
Yuki Asano hat seine wissenschaftliche Karriere mit einem Physik-Studium begonnen. Inzwischen forscht der ehemalige Max Weber-Stipendiat für seine Doktorarbeit an der Universität Oxford im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
Von „viel hin und her“ spricht Yuki Asano, wenn er von seinem Werdegang erzählt. Geografisch stimmt das – Yuki Asano zog in seiner Kindheit von Deutschland nach Tokio, um dann zehn Jahre später als Jugendlicher wieder zurück nach Deutschland zu kommen und hier sein Abitur zu machen. Jahre später zog es ihn im Rahmen des Studiums wieder nach Japan und inzwischen lebt er in England. Doch es gibt eine Konstante, die ihn auf seinem Weg begleitet: „Es geht mir immer darum, mit anderen zusammen etwas zu bewegen“, sagt der frühere Max Weber-Stipendiat. Yuki Asano hat zunächst Physik an der LMU München studiert. Bereits im ersten Semester begann er parallel dazu Veranstaltungen im Fach Volkswirtschaftslehre zu belegen. Das brachte ihn schließlich dazu, ein Zweitstudium an der Fernuniversität Hagen in Wirtschaftswissenschaften aufzunehmen. „Es ging mir von Anfang an darum, Wissen auch anzuwenden“, begründet er diese Entscheidung.
Unternehmen beraten, soziale Projekte fördern
Das war auch der Impuls, bei der studentischen Unternehmensberatung Academy Consult mitzuarbeiten, wo er nach einem Jahr eine Vorstandsposition übernahm und neben zahlreichen Projekten ein Team von knapp 20 Studierenden leitete. Während eines anschließenden Auslandssemesters in Tokio lernte Yuki Asano das Konzept einer Unternehmensberatung kennen, die in Australien gegründet worden war: „180 Degrees“ steht Non-Profit-Organisationen beratend zur Seite. Die Idee hat ihn so überzeugt, dass Yuki Asano, zurück in München, mit Kommilitonen der LMU München und TU München die studentische Beratung „180 Degrees Consulting Munich e. V.“ (180DC Munich) gründete und sich dafür auch ein Jahr Zeit nahm, nachdem er das Physik-Studium absolviert hatte. „Es motiviert mich, mit sympathischen Menschen zusammenzuarbeiten, die mich inspirieren, und gemeinsam etwas Gutes auf die Beine zu stellen.“
Lernen, wie Maschinen lernen
Nachdem sich 180CD Munich etabliert hatte, widmete sich Yuki Asano wieder der Wissenschaft und ging für ein Masterstudium der Angewandten Mathematik („Mathematical Modelling Scientific Computing“) an die Universität in Oxford, wo er sich unter anderem auf den Bereich des Maschinenlernens und komplexe Netzwerke konzentrierte. Anschließend schrieb er seine Abschlussarbeit in seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang, den er zwischenzeitlich hatte ruhen lassen, am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Inzwischen ist Yuki Asano Doktorand am „Center for Doctoral Training in Autonomous Intelligent Machines and Systems“ der Universität Oxford. In seiner Forschung geht es ihm darum herauszufinden, unter welchen Bedingungen Algorithmen, die wie neuronale Netzwerke aufgebaut sind, am besten funktionieren und sich selbst weiterentwickeln. „Im Bereich der Künstlichen Intelligenz hat sich in den letzten zehn Jahren unglaublich viel getan“, sagt Yuki Asano, der sich damit zielsicher einen Forschungsbereich gesucht hat, wo er viel bewegen können wird.


Die Teilnahme an der Nobelpreisträgertagung in Lindau war ein Highlight. Das hat mich fachlich und menschlich unglaublich weitergebracht.
Clara Aletsee
Max Weber-Programm
Clara Aletsee ist Alumna des Max-Weber-Programms. Inzwischen promoviert die Chemikerin an der TU München im Bereich Physikalischer Chemie.
Als Stipendiatin des Max Weber-Programms hatte Clara Aletsee Gelegenheit, bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau dabei zu sein – ein Erlebnis, das sie geprägt hat. „Nobelpreisträger sind sehr inspirierende Persönlichkeiten. Wenn man die Möglichkeit hat, solche Vorbilder kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen, geht man danach mit neuem Schwung an die Arbeit.“ Clara Aletsee begeistert sich für die Welt der Chemie und die Wissenschaft. So war es für sie besonders beeindruckend, Professor Stefan Hell zu treffen, der im Jahr 2014 den Nobelpreis für Chemie erhalten hat.
Nach ihrem Abitur hat Clara Aletsee zunächst ein freiwilliges soziales Jahr im Rettungsdienst beim Bayerischen Roten Kreuz gemacht, bevor sie an der Technischen Universität München ein Bachelorstudium in Chemie aufnahm. Es folgte ein Master mit den Schwerpunkten Anorganische Chemie und Katalyse an der TU München. In dieser Zeit ging sie für einen sechsmonatigen Forschungsaufenthalt nach Japan an die Osaka University und war dort in ein Projekt zur Verbesserung von Lithium-Ionen-Batterien eingebunden.
Seit 2019 promoviert Clara Aletsee an der TU München im Bereich der Photokatalyse. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich Herstellung von nachhaltigen Energieträgern wie Wasserstoff. Dieser soll mithilfe von Licht wie beispielsweise Sonnenenergie aus natürlichen Stoffen wie Alkoholen oder Wasser gewonnen werden. „Ich liebe es, morgens an die Universität zu gehen“, sagt Clara Aletsee. „Es ist, wie jeden Tag Rätsel zu lösen.“


Der Elitestudiengang „Neuro-Cognitive Psychology“ ist international und hervorragend vernetzt. Es war sehr gut, Teil eines größeren Netzwerks zu sein.
Mallissa Watts
Elitestudiengang
Mallissa Watts ist Absolventin des Elitestudiengangs „Neuro-Cognitive Psychology“ an der LMU München. Inzwischen arbeitet sie an der Universität Stanford.
Das Studium in München von Mallissa Watts liegt schon etwas zurück, aber an die Absolventenfeier in der Münchner Residenz im Rahmen des Elitenetzwerks Bayern erinnert sie sich gut. Mallissa Watts hat im Elitestudiengang „Neuro-Cognitive Psychology“ an der LMU München studiert, der eine Ausbildung an der Schnittstelle zwischen Psychologie und Neurowissenschaften ermöglicht. „Der Studiengang war international und hervorragend vernetzt. Es war sehr gut, Teil eines größeren Netzwerks zu sein“, sagt Mallissa Watts.
Von den USA nach Europa und wieder zurück
Auch Mallissa Watts Lebenslauf ist sehr international. Sie hat zunächst an der Universität Washington Psychologie und Englische Literatur studiert und ging nach ihrem Bachelor-Abschluss nach Madrid, wo sie für die spanische Regierung im Rahmen einer Bildungsinitative arbeitete. Im Jahr 2014 kam sie nach München, um den Masterstudiengang Neuro-Cognitive Psychology zu studieren.
In ihren Forschungsprojekten beschäftigte sie sich unter anderem aus neurophysiologischer Sicht mit dem Placeboeffekt bei Übelkeit und untersuchte, wie sich Stress und Angst auf die molekularen Abläufe in den neuronalen Netzwerken im Gehirn und die sogenannten Ortszellen auswirken. Für dieses Forschungsprojekt ging sie für einige Monate an die Universität Washington in das Department Psychology, Neurobiology and Behavior. In ihrer Masterarbeit am Klinikum rechts der Isar forschte sie am Zusammenhang zwischen Gedächtnisschwund und Aufmerksamkeitsnetzwerken im alternden Gehirn.
Momentan arbeitet Mallissa Watts in den USA an der School of Medicine der Universität Stanford. Für ihre Doktorarbeit könnte sie sich gut vorstellen, wieder nach Europa zu gehen. Deutschland, so sagt sie, steht dabei ganz oben auf ihrer Liste.


Ich habe den Elitestudiengang „Osteuropastudien“ als Chance empfunden. Die Summerschool in Kirgistan war das Sahnehäubchen. Das war einmalig.
Sanja Tolj
Elitestudiengang
Sanja Tolj hat den Elitestudiengang „Osteuropastudien“ absolviert. Im Rahmen einer Projektarbeit zum Thema „Leerstellen der Erinnerung“ hat sie als Studentin mit ihrer Forschung zum KZ Dachau auf das Schicksal der Sex-Zwangsarbeiterinnen aufmerksam gemacht.
„Ich wollte unbedingt in den Masterstudiengang Osteuropastudien, weil er viel von dem verbindet, mit dem ich mich zuvor beschäftigt hatte“, sagt Sanja Tolj. In ihrem Bachelorstudium in Geschichte und Slawistik an der Universität Tübingen war ihr regionaler Schwerpunkt Südosteuropa. „Das hing zum Teil auch mit der Herkunft der einen Hälfte meiner Familie zusammen. Es hat mich interessiert wie Narrative, die im familiären Gedächtnis sind, in der Wissenschaft behandelt werden.“ An dem Elitestudiengang hat sie gerade die interdisziplinäre Ausrichtung interessiert. „Ich wusste, dass ich nicht rein bei Geschichte bleiben wollte.“ Osteuropastudien an der Universität Regensburg zu studieren, hat sie dann „als Chance empfunden“ und auch Kurse in Recht und Politikwissenschaft belegt.
Rückblickend ist ihr das Studium, das sie 2016 abschloss, als „sehr intensive Zeit“ in Erinnerung. Intensiv war auch das Miteinander – „ich habe mich mit den Kommilitonen sehr gut verstanden. Man war wie eine eingeschweißte Gruppe, weil man so viel zusammen gemacht hat.“ Das „Sahnehäubchen“ war die Summerschool „(Post) Imperial turns“ in Kirgistan über die imperiale Vergangenheit des Landes und wie sich diese in der Gegenwart auswirkt. „Das war einmalig.“
Leerstelle der Erinnerung recherchiert
In einem Projektkurs zum Thema „Leerstellen der Erinnerung“ haben Sanja Tolj und ihre Kommilitonin Mirela Delić mit ihrer Arbeit große Resonanz ausgelöst. „Wir haben einen regionalen Bezug gesucht und im Archiv des KZ Dachau recherchiert. Dachau war ein Männerlager, aber wir sind bei der Recherche auf das Schicksal der Sex-Zwangsarbeiterinnen gestoßen, das noch nicht aufgearbeitet war.“ Mit ihrer Forschung haben die beiden Studentinnen auf das Lagerbordell in Dachau aufmerksam gemacht und das Schicksal von Frauen erzählt, die dort zur Prostitution gezwungen wurden. Zuletzt stellte Sanja Tolj ihre Forschung im Oktober 2017 im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes für die ersten im Jahr 1942 nach Dachau verschleppten Frauen vor.
Während ihres Masters hat Sanja Tolj weiter die Themen Südosteuropa und Genderforschung verfolgt. So hat sie beim Verein „südost Europa Kultur“ in der sozialpädagogischen Familienhilfe und im Bereich psychosoziale Unterstützungsangebote für Geflüchtete gearbeitet. Nach ihrem Masterstudium war Sanja Tolj Praktikantin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im Bereich Frauenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter. Inzwischen beschäftigt sich Sanja Tolj bei der Robert Bosch Stiftung mit Wissenschaftskommunikation und erarbeitet Möglichkeiten des Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. „Ich sehe das als eine Art Reise, als Geisteswissenschaftlerin meine berufliche Zukunft zu finden“, sagt Sanja Tolj. Am Ausgangspunkt dieses Wegs würde sie nichts ändern wollen: „Osteuropastudien“, da ist sie sich im Rückblick sicher, würde sie noch einmal studieren.


Die internationale Ausrichtung des Elitestudiengangs „Advanced Materials and Processes“ war sehr gut. Ich habe den unterschiedlichen kulturellen Hintergrund meiner Kommilitonen als sehr bereichernd erlebt.
Stanislava Mlinar
Elitestudiengang
Stanislava Mlinar ist aus Serbien für den Elitestudiengang „Advanced Materials and Processes“ nach Deutschland gekommen. Momentan promoviert sie an der Universität Bayreuth am Lehrstuhl für Bioprozesstechnik.
Stanislava Mlinar wollte nach ihrem Bachelor in Biochemical Engineering, den sie an der Universität Novi Sad in Serbien erworben hat, „etwas Neues ausprobieren“, wie sie sagt, und ihr Masterstudium im Ausland absolvieren. Für Deutschland hat sie sich wegen des Elitestudiengangs Advanced Materials and Processes an der FAU Erlangen-Nürnberg entschieden, der den Schwerpunkt auf die Umsetzung ingenieurwissenschaftlicher Erkenntnisse in der Materialentwicklung und Prozesstechnik legt.
Pluspunkte: fachliche Vielfalt, bereichernde Interkulturalität und eine gute Vernetzung
Damit hat Stanislava Mlinar, die mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Deutschland kam, genau das Richtige gewählt: „Das Masterstudium ist eine Mischung aus chemischer Verfahrenstechnik, Materialwissenschaften und Biotechnologie. Das war für mich sehr interessant, da ich so viel Neues lernen konnte.“ Das Studienpensum hat sie allein wegen der hohen Anzahl an Kursen als herausfordernd empfunden. Gefallen hat ihr die internationale Ausrichtung, die sich auch bei den Studierenden widerspiegelt. „Den unterschiedlichen kulturellen Hintergrund meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen habe ich als sehr bereichernd erlebt.“
Ein weiterer Pluspunkt aus Mlinars Sicht war die gute Vernetzung mit anderen Institutionen. Das eröffnete ihr die Möglichkeit, ihre Masterarbeit am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Verfahrenstechnik in Stuttgart zu machen, wo sie zuvor im Rahmen des Studiums ein Praktikum absolviert hatte.
Stanislava Mlinars Forschung liegt im Bereich der Bioverfahrenstechnik und der Herstellung von Biogas. Nach ihrem Masterstudium ist sie im Jahr 2017 an die Universität Bayreuth an den Lehrstuhl für Bioprozesstechnik gewechselt. Hier trägt sie mit ihrer Promotion zur Skalierung des Prozesses der anaeroben Vergärung (Biogasproduktion) bei. Dafür untersucht sie den Einfluss des Fermentervolumens auf die Prozessstabilität und -effektivität. Die Ergebnisse sollen die Parameter liefern, die benötigt werden, um einen industriellen Prozess im Labormaßstab zu charakterisieren.


Das Betreuungsverhältnis im Doktorandenkolleg war wunderbar. Durch die Förderung des Elitenetzwerks Bayern eröffneten sich mir Möglichkeiten, die man sonst nicht hat. Beispielsweise konnte ich für einen Forschungsaufenthalt zu einem sehr renommierten Forscher nach Berkeley in die USA gehen.
Daniel Sommerhoff
Internationales Doktorandenkolleg
Daniel Sommerhoff hat im Rahmen des Doktorandenkollegs REASON promoviert. Seither arbeitet er als Postdoc am Mathematischen Institut der LMU München.
Daniel Sommerhoff hat sich in seiner Doktorarbeit im Internationalen Doktorandenkolleg „REASON“ mit einer Fragestellung beschäftigt, die mehr Relevanz für die Praxis hat, als es zunächst scheint: mit mathematischem Argumentieren. „In der Mathematik werden Aussagen auf logischer Ebene bewiesen, während etwa in sozialwissenschaftlichen Fächern meist auf Basis empirischer Daten argumentiert wird. Mathematisches Argumentieren und Beweisen macht einen Großteil des Mathematik-Studiums aus“, sagt Daniel Sommerhoff. Doch im ersten Semester fallen viele Studierende durch. „Mathematisches Argumentieren wird als eine entscheidende Ursache angesehen.“
Was unterscheidet die erfolgreichen Studentinnen und Studenten von jenen, die scheitern? Genau das untersuchte Daniel Sommerhoff in seiner Doktorarbeit. „Mein Hintergedanke war schon, Instrumente zu entwickeln, die denen, die sich schwer tun, helfen können.“
Daniel Sommerhoff hat zuvor selbst Mathematik und Physik auf Lehramt studiert und parallel ein Diplomstudium in Mathematik abgeschlossen. „Das Kolleg war ideal für mich, weil es das Thema Argumentieren, das mich fachlich interessiert, mit interdisziplinärem Arbeiten und dem Aspekt des Lehrens und Lernens verbindet.“ Im Doktorandenkolleg REASON wird das Thema des wissenschaftlichen Denkens und Argumentierens aus verschiedenen fachlichen Perspektiven untersucht. Sommerhoffs Forschungsthema liegt an der Schnittstelle zwischen Mathematik, Didaktik und Psychologie.
Interdisziplinäre und internationale Erfahrungen
Am Kolleg schätzte er nicht nur „das sehr gute Betreuungsverhältnis“: „Das Doktorandenkolleg eröffnet sehr viele Möglichkeiten, die man sonst nicht hat. Beispielsweise konnte ich für einen Forschungsaufenthalt zu einem sehr renommierten Forscher nach Berkeley in die USA gehen.“ Mehrere Monate forschte er mit Berkeley-Professor Alan Schoenfeldt, der als Pionier auf dem Gebiet des mathematischen Problemlösens und Argumentierens gilt. Als sehr gelungen hat Daniel Sommerhoff eine Tagung in Erinnerung, die gemeinsam mit dem Doktorandenkolleg Evidence-Based Economics an der LMU München, das ebenfalls zum Elitenetzwerk Bayern zählt, veranstaltet wurde. „Es war sehr bereichernd, über die Grenzen des eigenen Kollegs hinauszuschauen.“
Seit 2017 ist Daniel Sommerhoff Leiter des Studienbüros des Mathematischen Instituts der LMU München. Seinem Forschungsthema ist der Mathematiker treu geblieben. „In meiner Arbeit hat sich gezeigt, dass man einzelne Bereiche des mathematischen Argumentierens sehr gut fördern kann. Aber das hat kurzfristig nicht allen Studierenden gleichermaßen geholfen. Daher möchte ich nun die Effekte noch genauer und auch langfristig untersuchen.“ Die Frage, wie man Mathematik gut vermitteln kann, ist ihm wichtig. „Das mathematische Argumentieren beginnt ja schon in der Schule“, sagt Daniel Sommerhoff, der bereits als Lehrer am Gymnasium gearbeitet hat. „Wenn man hier ansetzen könnte, würde das auch den Übergang an die Hochschule erleichtern.“


Bayern fördert Wissenschaft und Forschung auf höchstem Niveau. In Bayern zeigt sich eine Offenheit und Internationalität und zugleich ein Bewusstsein der eigenen Stärken und Tradition. Ich freue mich, dass ich über das Programm meinen Beitrag dazu leisten kann.
Jonathan Bauer
Internationale Nachwuchsforschungsgruppe
Jonathan Bauer leitet eine Nachwuchsforschungsgruppe am Institut für Anorganische Chemie der Universität Regensburg. Dem Elitenetzwerk Bayern trat er bereits mit Beginn des Hauptstudiums als Max Weber-Stipendiat bei.
Jonathan Bauer ist dem Elitenetzwerk schon lange verbunden. Nach seinem Abitur begann er ein Studium der Chemie an der Universität Würzburg und wurde im Hauptstudium in das Max Weber-Programm aufgenommen. Als prägendstes Ereignis in all dieser Zeit ist ihm die Teilnahme an der Nobelpreisträgertagung in Lindau in Erinnerung, für die sich Mitglieder des Elitenetzwerks bewerben können. „Es ist für jeden jungen Wissenschaftler sehr beeindruckend, mit den Spitzen der Wissenschaft zusammenzukommen und frei mit ihnen sprechen zu können. Auch der Austausch mit Kollegen war sehr wertvoll. Ich war damals noch im Promotionsstudium und gerade an der Schnittstelle, ob ich an der Hochschule bleibe oder in die Industrie gehe. Die Nobelpreisträgertagung war der Impuls, in der Wissenschaft zu bleiben. Damals habe ich mir gesagt: Das mache ich jetzt.“
Nach der Nobelpreisträgertagung war Jonathan Bauer so motiviert, dass er auf einer direkt anschließenden Konferenz in Israel gleich seine nächste wissenschaftliche Station nach der Promotion in die Wege geleitet hat. Von November 2014 an war Jonathan Bauer als Feodor Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung Postdoktorand bei Professor David Milstein am Weizmann Institute of Science in Rehovot, wo er über die Entwicklung neuer katalytischer Verfahren für ressourcenschonende chemische Umsetzungen forschte.
Das Geheimnis der Chemie entdecken, weiteren Interessen nachgehen
In dieser Zeit pausierte Jonathan Bauer in seinem zweiten Studium, das er 2011 an der Fernuniversität Hagen begonnen hatte – dem Masterstudiengang Europäische Moderne. „Wenn man Naturwissenschaften studiert, ist das Studium sehr ausfüllend. Die Geisteswissenschaften – Literatur, Geschichte, Musik – haben mich aber schon immer interessiert“, sagt Jonathan Bauer, der auf einem musischen Gymnasium war. „Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich überhaupt Chemie studiert habe. Es hatte etwas Geheimnisvolles für mich, das ich entdecken wollte.“
Seit 2018 leitet Jonathan Bauer eine Internationale Nachwuchsforschungsgruppe am Institut für Anorganische Chemie der Universität Regensburg. Mit dem Format der Nachwuchsforschungsgruppen fördert das Elitenetzwerk Bayern den wissenschaftlichen Nachwuchs nach der Promotion. „Es ist eine der besten Förderungen, die es in Deutschland auf dieser wissenschaftlichen Karrierestufe gibt“, sagt Jonathan Bauer.
Chemische Prozesse nachhaltig und sicher gestalten
In seiner Forschung geht es darum, neue grundlegende Konzepte zu entwickeln, um eine ressourcenschonende Versorgung mit Rohstoffen zu ermöglichen. „Mein Ziel ist es, als Alternative zu Edelmetallen, die es auf der Erde nur sehr begrenzt gibt, auf ein Element zurückzugreifen, das überall vorhanden ist, und sich dessen Eigenschaften zunutze zu machen: Silicium.“ Silicium ist das zweithäufigste Element der Erdhülle und kommt im Gestein vor. „Mithilfe eines Molekülsystems auf der Basis von Silicium möchte ich ein Verfahren entwickeln, mit dem wichtige chemische Reaktionen umweltfreundlich durchgeführt werden können, und als Nebenprodukt zum Beispiel nur Wasserstoff entsteht, der weiterverwendet werden kann.“
Jonathan Bauers Entscheidung für die Wissenschaft hat sich also ausgezahlt. „Bis jetzt ist der Weg gut verlaufen. Natürlich fragt man sich, welche Möglichkeiten sich in Zukunft eröffnen werden. Aber ich bin grundsätzlich optimistisch.“