Ein Aus­tausch über die Fach­gren­zen hin­weg
„Es ist eine tolle Gelegenheit, um anders über Wissenschaft und Zukunft nachzudenken, als wir es normalerweise tun“, sagte Professor Dr. Thisbe K. Lindhorst, stellvertretende Präsidentin der Gesellschaft deutscher Chemiker, zu Beginn ihres Vortrags auf dem zehnten FORUM des Elitenetzwerks Bayern. Die jährlichen FORUM-Veranstaltungen ermöglichen mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten einen Gedankenaustausch über die Fachgrenzen hinweg zu verschiedenen Themen.
Am 26. April 2018 lud der Elitestudiengang „Synthesis and Catalysis“, der an Universität Regensburg beheimatet ist, dazu ein, unter dem Motto „Zukunftswerte!? – ein Perspektivenwechsel“ an der Schnittstelle der Natur- und Geisteswissenschaften fachübergreifend über die Rolle von Werten und gesellschaftlichen Herausforderungen zu diskutieren.
Auf Goethe hören, sich seinen Werten öffnen
Ausgehend von Goethes Lebenswerk „Faust“ erläuterte Dr. Dr. h. c. mult. Manfred Osten in seinem Vortrag die Aktualität und Weitsicht von Goethes Werk. „Goethe war alles andere als ein Kulturpessimist. Aber er war derjenige, der sich die Frage gestellt hat: Was macht die Grundlagenforschung in Verbindung mit der Technik mit den Menschen?“, sagte Manfred Osten, Generalssekretär a. D. der Alexander von Humboldt-Stiftung und Legationsrat erster Klasse a. D.
Goethe habe die Notwendigkeit gesehen, den Fortschritt, den er – mit all seinen Vorzügen für den Menschen – begrüßt habe, zu fördern. „Auf der anderen Seite hat er die anthropologischen Folgen dieses Fortschritts in den Blick genommen. Er hat diese Frage mit einer Werteorientierung reflektiert, die weit in die Zukunft weist“, sagte Osten und schloss mit einem „Plädoyer für eine globale Ethik der Mäßigung“.
Die Folgen des Tuns mitdenken
Professor Dr. Thisbe K. Lindhorst, sprach anschließend über das „Wertedenken in der Chemie“: Angesichts der globalen Probleme und Herausforderungen verwies sie auf den Beitrag, den Chemikerinnen und Chemiker leisten müssten und erläuterte die Notwendigkeit, das Fachwissen mit „einer Wertebasis“ zu verknüpfen: „Es handelt sich um eine ethische Basis, an der wir unsere fachlichen Entscheidungen messen müssen. Es geht darum, darüber nachzudenken, was hinter den Dingen liegt, über das, was die Folgen unseres Tuns sind.“
In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Professor Burkhard König, dem Leiter des Elitestudiengangs „Synthesis and Catalysis“, tauschten sich die Referenten des Abends und der Präsident der Universität Regensburg, Professor Udo Hebel, über „Zukunftswerte“ unter reger Beteiligung des Publikums aus. So sprach sich Thisbe Lindhorst für mehr Vielfältigkeit aus: „Ich denke, dass unsere Fachkultur von mehr Diversität in der Community durchaus profitieren würde. Wir würden noch mehr Ideen haben und noch vielseitiger auf die Natur schauen. Und wir würden vielleicht ganz andere Werte, die der Forschung zuüass kommen, für selbstverständlich halten.“