Unsere Exkursion zum ESOC in Darmstadt
Charakteristisch für den Elitestudiengang „Satellite Technology“ an der Universität Würzburg ist die interdisziplinäre Ausbildung von Studierenden in allen Aspekten einer Satellitenmission, von der Konzeption bis zum Betrieb. Um mehr über die Praxis des Betriebs einer Satellitenmission zu erfahren besuchten die Studierenden das Europäische Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt.
ESA kennenlernen
Am frühen Morgen starteten mehr als 20 Studierende des Elitestudiengangs "Satellite Technology" und ihre Dozenten zu einem Ausflug nach Darmstadt für einen Besuch des ESOC, des Satellitenkontrollzentrums der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Nach einer kurzen Kaffeepause begrüßte Dr. Marcus Kirsch, Spacecraft Operations Manager der ESA, die Besucher im Pressezentrum.
Dr. Kirsch hielt einen informativen Vortrag über die Aktivitäten der ESA, darin zeigte er die Schlüsselaspekte der Organisation auf sowie ihr Budget, ihre Mitgliedsstaaten und Standorte und präsentierte eindrucksvoll die erfolgreiche Geschichte von Starts und Missionen.
Betrieb von Satelliten in der täglichen Praxis
Durch seine langjährige praktische Erfahrung mit dem mittlerweile seit 20 Jahren in Betrieb stehenden Röntgenteleskop XMM-Newton konnte Dr. Marcus Kirsch seinen Vortrag mit vielen anschaulichen Praxisbeispielen ausschmücken.
Dr. Kirsch betonte, dass zur Gewährleistung einer erfolgreichen Mission die Sicherheit des Satelliten beim Satellitenbetrieb immer an erster Stelle stehe. Ein Highlight seines Vortrags war der Bericht über einen Vorfall im Oktober 2008, als der Satellit wegen eines Komponentenausfalls in einem Hardware-Switch mehrere Tage nicht reagierte. Eindrucksvoll demonstrierte Marcus Kirsch, dass in solchen Extremsituationen sowohl die langjährige Erfahrung des Teams als auch Kreativität bei der Suche nach der Fehlerursache wichtig seien.
Ein weiteres Highlight war eine Live-Demonstration der Echtzeit-Telemetrie durch einen der Tourguides. Die Studierenden konnten sehen wie die Daten auf dem Laptop erscheinen und wie Befehle an den Satelliten gesendet werden.
Führung durch das ESOC
In kleineren Gruppen wurden die Studierenden durch die Kontrollräume einschließlich des speziell für Astronomie-Missionen genutzten Kontrollraums sowie des Kontrollraums für interplanetare Missionen geführt. Von dort aus betreibt die ESA verschiedene Missionen. Besonders beeindruckten unsere Studierenden der Hauptkontrollraum – bekannt aus Fernsehberichten zu zahlreichen Satellitenstarts –, ein Modell von Rosetta mit seinem Lander Philae und ein Modell von XMM Newton im Format 1:2. Da alle Reiseleiter mit diesem Satelliten gearbeitet hatten, konnten sie über ihre Erfahrungen damit berichten und viele technische Fragen zur Mission ausführlich beantworten.
Interdisziplinäres System Engineering
Die Studierenden des Elitestudiengangs „Satellite Technology“ sollen durch einen interdisziplinären Ansatz die Gesamtheit eines Satellitensystems verstehen lernen. Mit fundierten Kenntnissen der verschiedenen Subsysteme einer Satellitenmission sollen sie versuchen Kompromisse zu finden, wenn es zu Konflikten zwischen den Subsystemen kommt. Besuche verschiedener Weltraumeinrichtungen sensibilisieren die Studierenden für die verschiedenen Aspekte einer Satellitenmission, auch erhalten sie so die Möglichkeit, Kontakte zu potenziellen zukünftigen Kooperationspartnern und Arbeitgebern zu knüpfen.
Text: Hermann Helgert