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Brustphantome: Von der Idee zur Aktion

Zwei Stu­die­ren­de des Eli­te­stu­di­en­gangs „Ad­van­ced Ma­teri­als and Pro­ces­ses“ (MAP) ar­bei­ten an der Ent­wicklung von Brustphanto­men der nächsten Ge­nera­tion zur Un­ter­stüt­zung von Strahlen­the­ra­pie­ver­fah­ren, die zur Be­handlung von Brustkrebs not­wen­dig sind. Ihr Inte­resse wur­de durch ein Ent­re­pre­neu­rship-Pro­gramm ge­weckt, der sie zu in­no­vati­vem Den­ken inspirierte. Jetzt nut­zen sie Spit­zen­techno­lo­gien wie die CT-Bild­re­kon­struktion und den 3D-Druck zum Er­rei­chen ihrer Zie­le.

Wissenschaft mit Geschäftssinn

Die MAP-Stu­die­ren­den Lara Đelević und Akshat Sharma teil­ten ihre Lei­den­schaft für die Lö­sung von Proble­men im Be­reich der menschli­chen Ge­sundheit und wussten, dass Wis­sen­schaft, wenn sie wirklich et­was be­wir­ken soll, auch wirt­schaftlich sinnvoll sein muss. Da­her nahmen sie am Exis­tency-Programm teil, ei­nem hochse­lek­tiven Start-up-Inku­bator-Pro­gramm der FAU Er­lan­gen-Nürnberg und zweier Fachhochschulen der Met­ro­pol­regi­on Nürnberg. Hier lern­ten sie nicht nur die Grundla­gen der Wirtschaft, son­dern auch den Pro­zess der Ideenfin­dung und des ori­gi­nel­len Den­kens. „Existency lehr­te uns die Grundla­gen des Un­ter­neh­mer­tums, die Fä­hig­kei­ten zur Ideenfin­dung und Prob­lemlösung", erin­nert sich Akshat. „Und wir lern­ten, uns unse­ren Ängsten zu stel­len und Ver­trau­en in unse­re Ideen zu ent­wi­ckeln", er­gänzt Lara.

Da jedes Jahr bei mehr als 2 Milli­onen Frauen welt­weit Brust­krebs diagnos­tiziert wird, be­schlos­sen die bei­den einfalls­reichen Studier­enden des Elite­studien­gangs „Advanced Materials and Processes“, sich dieses Pro­blems anzu­nehmen. Vie­le der Patient­innen müs­sen sich nicht nur einer schmerz­haf­ten Tu­mor­ent­fer­nung un­ter­zie­hen, son­dern auch eine an­schließende Chemo- oder Strahlen­the­rapie über sich er­ge­hen las­sen. Lara und Akshat be­fass­ten sich mit ei­nem häu­figen Problem wäh­rend des zweitge­nannten Teils der me­dizi­ni­schen Be­handlung - der un­zu­rei­chenden Fi­xie­rung der Brust wäh­rend der Strahlen­the­ra­pie. Sie ent­wi­ckel­ten ei­nen maßge­schnei­der­ten 3D-ge­druckten me­dizi­ni­schen BH aus Ma­te­ria­lien, die die Strahlen­the­rapie nicht be­ein­trächti­gen. Dadurch wird die Fi­xie­rung der Brust er­reicht. Gleichzeitig er­hal­ten die Frauen ein „Kleidungs­stück“ für die Un­ter­su­chung, was für viele Be­troffene nach einer OP mit sichtba­ren Fol­gen eine gro­ße men­tale Hilfe ist. Beim 3D-ge­druckten me­dizi­ni­schen Fi­xie­rungs-BH han­delt es sich um eine ein­fa­che In­no­vati­on, die bei ei­nem gro­ßen Problem hel­fen kann. Mit ihrer Idee fan­den La­ras und Akshats auch beim FAU Start Up De­mo Day 2022 gro­ße Be­ach­tung und er­reichten schließ­lich den zweiten Platz beim dem Wettbe­werb.

Aus­ge­hend von die­ser Vor­ar­beit be­schlossen sie, sich ein­ge­hen­der mit dem Thema zu be­fas­sen, und setz­ten sich mit Me­dizi­nerinnen und Me­dizi­nern in Ver­bin­dung, um eini­ge der Probleme zu ver­ste­hen, mit de­nen diese in der kli­ni­schen Pra­xis kon­fron­tiert sind. Aus die­sen In­ter­akti­onen ent­stand die Idee der ge­we­be­äquiva­len­ten Phanto­me, die das Thema ihres Stu­dien­for­schungs­pro­jekts sind.

Bedarf an Brustphantomen

In ei­nem zweiten Schritt be­gann das Duo seine Ar­beit am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Er­lan­gen in der Ab­tei­lung für Ra­dio­lo­gie, um ge­we­be­äquiva­lente Phantome für Brustkrebs zu ent­wi­ckeln. Da­bei han­delt es sich um Mo­del­le, die im phy­sika­li­schen Auf­bau der menschli­chen Brust sehr ähn­lich sind und ein ähn­li­ches Ver­hal­ten ge­gen­über Strahlung zei­gen wie die menschli­che Brust. Da­her kann jedes Mal, wenn ein neu­es bild­ge­ben­des Ver­fah­ren (eine an­dere Art von CT-Bild­ge­bung) ein­ge­setzt wird, des­sen Qua­lität an die­sem Mo­dell und nicht an ei­nem Menschen ge­tes­tet wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen sol­che Mo­delle bei der Be­wer­tung der er­for­der­li­chen Strahlen­dosis und bei der Aus­bil­dung jun­ger Ärz­te für neue The­ra­pien hel­fen.

Überwindung der Begrenzungen aktueller Produkte

Die meisten im Han­del er­hält­li­chen Mo­delle ver­fü­gen über ein­fa­che ho­mogene Struktu­ren, die die Komple­xität des Brustge­we­bes nicht er­fas­sen. In Wirklich­keit ist die Brust nicht nur ein ein­ziges ho­mogenes Ge­we­be, son­dern setzt sich aus Fett-, Muskel- und Bin­de­ge­webe zu­sammen, die je­weils un­ter­schiedlich mit der Strahlung in­tera­gie­ren. Au­ßer­dem än­dert sich die rela­tive Zu­sammen­set­zung die­ser drei Kompo­nen­ten über die Di­cke der Brust und kann je nach Alter und an­de­ren phy­sio­logi­schen Fak­toren er­heb­lich vari­ieren. Lara und Akshat ver­su­chen ge­nau diese Komple­xität in ih­rem Mo­dell zu be­rücksich­ti­gen. Zu die­sem Zweck ver­wen­den sie den 3D-Druck mit meh­reren Ma­te­ria­lien, nachdem sie je­weils ein 3D-Mo­dell aus den CT-Bil­dern re­kon­stru­iert ha­ben.

Text: Lara Đelević und Akshat Sharma, Elitestudiengang Advanced Materials and Processes