Das online-Studium stellt Studierende vor besondere Herausforderungen
Der Elitestudiengang „Theoretische und Mathematische Physik“hat eine große internationale Strahlkraft, etwa zwei Drittel der Studierenden kommen dafür aus dem Ausland nach München. Aber statt die neuen Kommilitonen in der Uni kennen zu lernen und gemeinsam die dicken Nüsse auf den wöchentlichen Aufgabenblättern der verschiedenen Vorlesungen zu knacken, ist in diesem Jahr die Situation eine ganz andere: Aufgrund der Corona-Pandemie mit Abstandsgeboten und dem Aufruf, möglichst zu Hause zu bleiben, findet auch im Wintersemester 2020/21 die Lehre im Elitestudiengang weitestgehend online statt. Die Lehrenden halten ihre Vorlesungen in Videokonferenzen oder zeichnen sie gleich für einen zeitsouveränen Abruf auf. Statt in der Uni oder auch einmal im Theater oder Wirtshaus oder in den nahegelegenen Alpen finden sich die Studierenden oft auf sich alleine gestellt in ihrem Studentenzimmer wieder, Kontakt mit Kommilitonen und Lehrenden gibt es nur in Form von Kacheln auf dem Laptop-Bildschirm. Wie kann man sich unter solchen Umständen seinen Tag sinnvoll einteilen? Wie eine ausgewogene Trennung zwischen Studien-Arbeit und Erholung finden, wenn sowieso alles auf den gleichen wenigen Quadratmetern stattfindet? Wie bringt man die Motivation auf, konzentriert 90 Minuten dem nächsten Vorlesungsvideo zu folgen, wenn man es dank Aufzeichnung doch auch Morgen noch ansehen könnte? Was kann überhaupt den Tag strukturieren, wenn es keinen Grund gibt, zu einer bestimmten Zeit in der Uni zu stehen? Kann man einfach immer die Jogginghose anbehalten, wenn man in der Videokonferenz nur Brust-aufwärts zu sehen ist?
Auch Elite-Studierende können in der Pandemie Motivationsprobleme haben
Um zu solchen Fragen sinnvolle Anregungen zu bieten, trafen sich die Studierenden im TMP-Elitestudiengang zum Anfang des neuen Semesters zu einem Workshop. Auch dieser fand, wie sollte es anders sein, virtuell als Zoom-Konferenz statt. Geleitet von zwei Expertinnen aus dem psycho-sozialen Beratungsteam des Studentenwerk München gab es praktische Tipps. Das ging los mit einer Bewusstmachung des Problemfeldes. Es gab Hinweise zur Gliederung des Tages, denn auch regelmäßige Pausen und ein festes Ende des Arbeitstages sind für ein nachhaltiges Studium nötig. Es wurde besprochen, wie man sich sinnvolle Ziele setzt, die man auch regelmäßig erreichen kann. Ganz wichtig ist auch, sich klar zu werden, wie man seinen Umgang mit Social Media und Messanger Diensten so reguliert, dass man dazwischen konzentrierte Arbeitsphasen ungestört absolvieren kann. Dies alles wurde nicht nur theoretisch vorgestellt, sondern immer wieder durch praktische Übungen in Kleingruppen unterbrochen, was von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als besonders nützlich im Nachhinein bewertet wurde.
Text: Robert Helling, Studiengangskoordinator des Elitestudiengangs „Theoretische und Mathematische Physik“