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Internationale Schlaganfallforschung

Die Winter School spannte einen Bogen von experimenteller Forschung über klinische Forschung bis hin zur Versorgungsforschung zum Krankheitsbild Schlaganfall. Erstmals nahmen auch Studierende des Masterstudiengangs Epidemiologie und Biostatistik der Catholic University of Health and Allied Science (CUHAS) Mwanza, Tansania (virtuell) teil.

Prävention, Behandlung & experimentelle Forschung

Am ersten Tag der Winter School wurde ein Überblick über Risikofaktoren und Prävention, Behandlungskonzepte sowie den aktuellen Stand der experimentellen Schlaganfallforschung zu neuen Therapiekonzepten gegeben. Prof. Karl Georg Häusler, leitender Oberarzt der Neurologie des Uniklinikum Würzburgs (UKWs) führte in das Thema Schlaganfall ein, beleuchtete Risikofaktoren und diskutierte Ansätze zur Primär- und Sekundärprävention sowie zur Akutbehandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten.

Die Akutver­sor­gung is­chä­mi­scher Schlagan­fall­pati­en­tin­nen und -pati­enten um­fasst die zeit­kriti­sche An­wendung von The­ra­pie­opti­onen wie Thrombo­lyse und Thrombekto­mie. Prof. Mir­ko Pham, Di­rek­tor des Insti­tuts für Di­ag­nos­ti­sche und In­ter­ven­tio­nelle Neu­rora­dio­logie des UKWs stell­te diese bei­den Be­handlungsmei­len­stei­nen der Schlagan­fall­ver­sor­gung vor und ging dabei be­son­ders auf die As­pekte der Si­cher­heit und Wirksam­keit ein.

Prof. Mi­chael Schuhmann, Lei­ter des klini­schen La­bors der Neu­rolo­gie des UKWs und Pro­fes­sor für expe­ri­men­telle Schlagan­fall­for­schung, zeig­te in sei­nem Vor­trag, wie wichtig die Zu­sammen­ar­beit von For­schern in Grundla­gen- und klini­scher For­schung ist. Er er­läu­terte dies am Bei­spiel von Thrombozyten, Ent­zün­dungspro­zes­sen und de­ren Ein­fluss auf das fort­schreiten­de In­farktwachstum.

Die in­ter­akti­ve Abendveran­stal­tung, die von E­mily Har­vey und Har­ry Jenkins, Mit­ar­bei­ten­de des Im­perial Col­lege Lon­don or­gani­siert wur­de, bot eine ein­zig­arti­ge Ge­le­gen­heit für Stu­die­ren­de, Mit­ar­bei­ten­de, Pro­fessorin­nen und Pro­fes­so­ren, in Teams zu­sammen­zuar­bei­ten und ihre Kenntnis­se über Vor­hof­flimmern und int­raze­reb­rale Blu­tun­gen an­hand einer der­zeit lau­fen­den klini­schen Stu­die, der PRESTIGE-AF-Stu­die, zu ver­tie­fen. Die akti­ve Teil­nah­me an ei­nem Es­cape-Room för­derte nicht nur das Ver­ständnis der Krankheitsbil­der, son­dern er­mög­lichte auch die prak­ti­sche An­wendung bei der Iden­tifi­zie­rung ge­eig­neter Pati­enten für klini­sche Stu­dien.

Sekundärprävention & Schlaganfallnachsorge

Am zwei­ten Tag der Win­ter School stan­den Themen der ver­bes­ser­ten Se­kun­därpräven­tion so­wie Nachsorge nach ei­nem Schlagan­fall im Fo­kus. Prof. Charles Wol­fe des King's Col­lege Lon­dons präsen­tierte in ei­nem be­ein­dru­ckenden Vor­trag den Zu­sammen­hang zwi­schen sozi­oökono­mi­schen Fak­toren und Schlagan­fall­risiko so­wie Out­co­mes nach ei­nem Schlagan­fall. Da­bei be­leuchtete er den komple­xen Zu­sammen­hang zwi­schen sozi­oökono­mi­schen Fak­toren und der Ver­tei­lung von Risi­kofaktoren.

Stu­die­ren­de des Eli­te­stu­di­en­gangs „Transla­tio­nal Me­dici­ne“ prä­sen­tier­ten da­nach Themen, die die Be­handlung und Prä­ven­tion von int­raze­reb­ralen Blu­tun­gen, die Be­handlung und Prä­ven­tion der Sub­ara­chnoidal­blu­tung so­wie die Schlagan­fall­ver­sor­gung in Ent­wicklungs­län­dern um­fas­sen.

An­schließend stell­ten wis­sen­schaftliche Mit­ar­bei­te­rin­nen des Insti­tuts für Kli­ni­sche Epi­de­mio­logie und Bio­met­rie (IK­E-B) der Uni­versi­tät Würzburg so­wie des Insti­tutes für me­dizi­ni­sche Da­ten­wis­sen­schaften (ImDS) des Uni­versi­täts­kli­ni­kums Julia Schmidt und An­na-Lena Hofmann das Pro­jekt CAEHR vor, wel­ches das Ziel hat, die Ge­sundheitsver­sor­gung von Pati­en­tin­nen und -pati­enten mit Herz-Kreislau­fer­krankun­gen durch zeit­nahe Be­reit­stel­lung von rele­van­ten Ge­sundheitsinforma­tio­nen und die Ein­füh­rung intel­li­gen­ter da­ten­ge­trie­bener Dienste ent­lang des Ver­sor­gungspfads zu op­ti­mie­ren.

Re­le­vante Er­geb­nisse des struktu­rier­ten, sek­torenübergrei­fen­den Nachsor­ge­pro­gramms (SANO) wur­den von An­na-Lena Hofmann und Martha Schutzmeier vom IK­E-B prä­sen­tiert. Durch eine ver­bes­serte Nachsorge der Pati­en­tin­nen und -pati­enten konnte die SA­NO Stu­die posi­tive Ef­fekte im Hin­blick auf die Kon­trolle eini­ger kar­di­ovaskulä­rer Risi­kofaktoren, wie z.B. Rau­chen und Hy­perlipi­dä­mie zei­gen. Lena Schmid­bauer stell­te an­schließend die Nachfol­ge­stu­die SA­NO EX­TEND vor, die Langzeit­ef­fekte 5-6 Jahre nach dem Schlagan­fall un­ter­su­chen wird.

Dr. Christopher Schwarzbach, Oberarzt der Kli­nik Ludwigsha­fen, prä­sen­tierte die Her­aus­for­de­run­gen der Schlagan­fall­nachsor­ge. Da­bei wur­de sichtbar, dass die Ak­teure in die­sem Be­reich viel­schichtig sind und sich die Nachsorge weit über die Se­kun­därpräven­tion hin­aus er­streckt. Eine er­folg­rei­che Be­wäl­ti­gung er­for­dert Ko­ope­rati­on und eine mul­tidis­zipli­näre Be­handlung.

Ein wei­teres be­deu­ten­des Thema in der Schlagan­fall­nachsorge ist die so­ge­nannte Post-Stroke Fati­gue. Prof. Gilli­an Mead von der Uni­versi­tät E­din­burgh stell­te Stu­dien zu die­sem As­pekt vor. Etwa die Hälf­te der Schlagan­fall­pati­enten lei­det unter Post-Stroke Fati­gue; bei etwa ei­nem Drit­tel der Pati­enten bes­sert sie sich ohne spe­zifi­sche Be­handlung. Prof. Mead stell­te Stu­dien zu pharma­ko­logi­schen und nicht-pharma­ko­logi­schen In­ter­ven­tio­nen vor, die viel­ver­spre­chend sind. Die Kon­sens­emp­feh­lun­gen des „Third Stroke Recovery and Re­habi­lita­tion Roundtab­le (2023)” ge­ben Hinwei­se für die klini­sche Ver­sor­gung und einen Fahrplan für die künf­tige For­schung.

Die sechste ge­meinsame Win­ter School „Transla­tio­nal Me­dici­ne and Cli­nical Sci­ence“ widmete sich somit ei­nem brei­ten Spektrum von Schlagan­fallthe­men, von expe­ri­men­teller For­schung bis zur Nachsorge und Se­kun­därpräven­tion. Sie um­fass­te erst­malig vir­tuelle Teil­neh­mende aus Mwanza, Tan­sa­nia, und prä­sen­tierte Bei­träge nam­haf­ter Ex­per­ten wie Prof. Charles Wol­fe vom King's Col­lege Lon­don und Prof. Gilli­an Mead von der Uni­versi­tät E­din­burgh.

Text: Dr. Steffi Jírů -Hillmann, Elitestudiengang „Translational Medicine“