Osteuropa im Simplicissimus
Russische Bären, polnische Läuse und serbische Ratten – derartiges und noch viel mehr national aufgeladenes Getier bevölkerte die Seiten der Münchner Satirezeitschrift Simplicissimus, wenn diese sich mit dem östlichen Europa auseinandersetzte. Doch die Darstellung Osteuropas beschränkte sich nicht nur auf Tiersymboliken, sie bezog auch Stereotype wie die "polnische Wirtschaft" mit ein.
Knapp 125 Jahre nach der Gründung des Simplicissimus untersuchten die Studierenden das Bild Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas in der satirischen Zeitschrift. Unter der Leitung von Dr. Darina Volf (LMU) und Dr. Tobias Weger (IKGS) setzten sich die Studierenden des Elitestudiengangs „Osteuropastudien“mit der Geschichte des Simplicissimus sowie mit den vielfältigen und komplexen Ereignissen im osteuropäischen Raum zur Zeit des Bestehens der Zeitschrift (1896–1944) auseinander.
Zentral für die Herangehensweise waren dabei die Forschungsansätze der Imagologie und der Stereotypenforschung. Neben den inhaltlichen Herausforderungen mussten die Studierenden auch unerwartet den Umgang mit den neuen Formaten des Zusammentreffens und Diskutierens über Online-Plattformen meistern.
Themendossier und Online-Veranstaltung
Ein Ergebnis der Arbeit ist das Themendossier "Osteuropa 'Simpl' erklärt" auf dem Forschungsportal Osmikon der Bayerischen Staatsbibliothek. Die veröffentlichten Beiträge beschäftigen sich besonders mit der Frage nach stereotypen Darstellungen in den für den Simplicissimus typischen Karikaturen. Dabei laden die Autorinnen und Autoren nicht nur zu einer Reise in die Vergangenheit ein. An vielen Stellen drängt sich die Frage auf, ob es sich bei diesen Stereotypen denn nun wirklich nur um Relikte vergangener Tage handelt oder ob diese nach wie vor in unseren Köpfen verankert sind.
In einer Online-Veranstaltung am 27. November 2020 stellten die Studierenden die Ergebnisse ihrer einjährigen Arbeit vor. In der von zwei Mitgliedern des Jahrgangs moderierten Podiumsdiskussion sprachen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen über den Simplicissimus, sein Osteuropabild und die Frage, inwiefern die Stereotype gegenüber Osteuropa auch in der heutigen Gesellschaft noch präsent sind.
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Text: 16. Jahrgang des Elitestudiengangs „Osteuropastudien“