For­schung ein­drucksvoll dar­ge­stellt
Welchen Einfluss wird die Künstliche Intelligenz (KI) auf den ärztlichen Alltag in Klinik und Praxis, auf die Arzt-Patienten-Kommunikation und auf die Patienten und ihr familiäres Umfeld haben? Mit diesen Fragen setzten sich die Studierenden des Elitestudienprogramms „Translational Medicine“ zu Beginn in Kurzvorträgen und sehr vielfältigen Beispielen auseinander. Deutlich wurde – KI ist bereits für Ärzte und Patienten verfügbar und sie wird deutlich an Einfluss gewinnen.
Krebserkrankungen werden heutzutage immer individualisierter behandelt, beispielsweise abhängig von zugrunde liegenden genetischen Veränderungen. Wie eine solche Möglichkeit durch Mustererkennung mittels KI bei der Behandlung von Prostatakarzinomen erreicht werden könnte, wurde von Prof. Peter Wild vom Senckenberg, Institut für Pathologie in Frankfurt, dargestellt. So erscheint es möglich, bereits aus Schnittpräparaten die dem Tumor zugrunde liegenden genetischen Veränderungen zu erkennen, was eine umfassendere und preiswertere Diagnostik ermöglicht.
Diagnosen aus der „black box“ eines KI-Systems führen unweigerlich zur Frage: Wer ist haftbar, wenn beim Einsatz einer KI durch eine Ärztin oder einen Arzt Fehler geschehen? Mit verschiedensten Fallszenarien regte Prof. Eric Hilgendorf von der Juristischen Fakultät in Würzburg zu regen Diskussionen, aber auch zum Nachdenken an.
Die eher grundlegende Frage „Was ist KI?“ behandelte Rüdiger Pryss, Professor für Medizininformatik am IKE-B in Würzburg. Die Vorstellungen zu KI gehen in der gesellschaftlichen Diskussion weit auseinander. In seinem Vortrag zeigte Prof. Pryss, was sich hinter KI verbirgt und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu entwickeln. Am Anwendungsbeispiel von Chatbots zeigte er, wie schwierig es dennoch ist diese sinnvoll zu programmieren, so dass sie zumindest teilweise eine Arzt-Patienten-Kommunikation übernehmen könnten.
Zum Abschluss demonstrierte Prof. Peter Krawitz (Univ. Bonn), dass sich bei Entwicklungsverzögerungen im Kleinkindalter bereits anhand eines Gesichtsfotos des Kindes mögliche ursächliche Erbkrankheiten erahnen lassen. Solche Vorschläge können schon jetzt wertvolle Zusatzinformationen für die korrekte Erkennung syndromaler Erkrankungen liefern.
Der im Rokoko gestaltete Toskanasaal bot eine eindrucksvolle Kulisse und besondere Atmosphäre für die Winter School – und einen Kontrast zu den auf die Zukunft bezogenen Themen der Winter School. Im direkt benachbarten Martin von Wagner-Museum der Universität war im Rahmen einer Kurzführung vor allem die Darstellung der Anatomie in verschiedenen Epochen für die Studierenden von besonderem Interesse. Dennoch blieb auch hier das Grundthema der Winter School erhalten: Wie können wir Bilder zu uns sprechen lassen oder die darin verborgenen Botschaften entschlüsseln.
Text: Dr. Stefanie Steinhauser, Elitestudienprogramm „Translational Medicine“