Unser Podcast „Fünf vor zwölf“
Bereits zum neunten Mal hat sich der Elitestudiengang „Ethik der Textkulturen“ in diesem Semester zu einer Aufzeichnung unseres Podcasts „Fünf vor zwölf“ getroffen. In diesem Format wollen wir kritische und nachhaltige Diskussionen zu aktuellen Problemlagen führen. Wichtige Zeugen unserer Zeit werden eingeladen, Stellung zu beziehen und aufzurütteln, aber auch Hintergründe zu beleuchten, Zusammenhänge zu reflektieren und Visionen zu formulieren. Gesprochen haben wir zuletzt mit dem Theologen Wolfgang Huber über eine Ethik der Digitalisierung, mit der Politikwissenschaftlerin Petra Bendel über die Flüchtlingspolitik Europas und mit Gregor Gysi über den Ukraine-Krieg und die Zukunft internationaler Beziehungen.
In der aktuellen Ausgabe unseres Podcasts sprechen wir mit Dr. Sebastian Kubon. Gemeinsam mit Dr. Amrei Bahr und Dr. Kristin Eichhorn rief er im Juni 2021 bei Twitter den #IchBinHanna ins Leben. Als Reaktion auf ein Erklärvideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wandten sie sich damit entschieden gegen das bereits 2007 eingeführte Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Dieses schaffte ein sogenanntes ‚Sonderbefristungsrecht‘ in der Wissenschaft und legte eine Höchstgrenze für die befristete Beschäftigung von wissenschaftlichem und künstlerischem Personal an deutschen Hochschulen fest.
Im Anschluss an die vorherige Aktion #95vsWissZeitVG, bei der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits 2020 auf Twitter gemeinsam Thesen gegen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz und dessen problematische Effekte sammelten, verleihen inzwischen tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der fiktiven Figur Hanna ein Gesicht. Sie zeigen, warum sie sich mit Hanna identifizieren, erzählen ihre persönlichen Geschichten und berichten, wie sie selbst von den prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft betroffen sind.
Unser Gespräch mit Dr. Sebastian Kubon
Als ungerechtfertigt erscheint im Gespräch mit Dr. Sebastian Kubon gerade die Begründung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für die Einführung eines Sonderbefristungsrechts in den Wissenschaften. Das dahinterstehende Paradigma, dass ‚Innovation nur durch Fluktuation‘ möglich sei, ist Dr. Sebastian Kubon zufolge wissenschaftlich nicht haltbar und basiere allein auf „anekdotischer Evidenz“. Und auch das zweite Dogma, das zur Rechtfertigung der aktuellen Befristungspraxis herangezogen wird und die Wissenschaft dabei primär als Qualifizierungssystem versteht, weist Dr. Sebastian Kubon entschieden von der Hand.
Ziel des Protestes unter dem #IchBinHanna sind jedoch vor allem konstruktive Lösungsvorschläge. Als besonders aussichtsreich erachtet Dr. Sebastian Kubon dabei gerade die gemeinsame auch parteipolitische Interessenvertretung aller betroffenen Gruppen, sowohl des wissenschaftlichen Nachwuchses als auch der unbefristet beschäftigten Professorinnen und Professoren sowie Hochschulleitungen.
Das gesamte Gespräch mit weiteren Problemstellungen und Lösungsansätzen zum Thema sowie alle vorherigen Folgen unseres Podcasts können auf allen gängigen Podcast-Portalen oder unter diesem Link auf unserer Homepage nachgehört werden.
Text: Elitestudiengang "Ethik der Textkulturen"