Maschinelles Lernen – Eine zuverlässige Black Box?
In den vergangenen zehn Jahren hat das maschinelle Lernen die Welt im Sturm erobert. Zum Teil lag das sicherlich an öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie den Go-Partien von Google DeepMinds AlphaGo gegen Lee Sedol, einen der weltbesten Go-Spieler, im Jahr 2016 – an den Schach-Showdown zwischen Deep Blue und Garri Kasparow von 1997 erinnernd. Spätestens seit ChatGPT machen viele Menschen weltweit im Alltag Gebrauch von einem maschinellen Lernmodell. Doch aus der Perspektive eines Nutzers sind solche Modelle meist Black Boxes, deren innere Funktionsweise nicht einsehbar ist. Bereits der Prozess, aus dem diese Black Box hervorgegangen ist – das Trainieren des Modells – erfordert so riesige Mengen an Daten und Rechenzeit, dass er nur für wenige Unternehmen weltweit realisierbar ist. Damit stellt sich die Frage: Kann man die Zuverlässigkeit von maschinellem Lernen verifizieren? Erst vor kurzem gab es eine positive Antwort auf diese Frage. Mittels eines wichtigen Paradigmas aus der theoretischen Informatik, sogenannten Interactive Proofs, bewiesen sie im Rahmen der klassischen Lerntheorie, dass das Verifizieren von maschinellem Lernen mit deutlich weniger Ressourcen möglich sein kann, als für das eigentliche Lösen des Lernproblems benötigt würden.
Klassisch verifizierbare Quantenlernvorteile
Im Gegensatz zum maschinellen Lernen, das bereits heute von großer Bedeutung ist, sind Quantencomputer – also Computer, welche auf Basis der Gesetze der Quantenphysik funktionieren – in vielerlei Hinsicht noch Zukunftsmusik. Jedoch gibt es schon Resultate aus der theoretischen Informatik, die zeigen, dass Quantenlernalgorithmen mittels Quantendaten spezifische Lernprobleme lösen können, an denen klassische Lernalgorithmen scheitern. Zusätzlichen zu den Ressourcenanforderungen von maschinellem Lernen würden solche Quantenlerner jedoch auch noch Quantencomputer nutzen, auf die zumindest mittelfristig nur wenige direkten Zugriff haben werden. Die Frage der Verifizierung wird damit noch drängender. In der Arbeit bauen wir auf den Ideen auf, übersetzen sie in Szenarien mit Quantenlernern, und identifizieren klassisch harte Lernprobleme, die durch das Delegieren an einen Quantenlerner klassisch effizient verifiziert werden können. Wir sehen dies als ein theoretisches Fundament, auf dessen Basis eine Theorie des Quantenlernens mit klassisch verifizierbaren Quantenvorteilen entwickelt werden kann.
Text: Dr. Matthias C. Caro, Alumnus des Elitestudiengangs „TopMath“