Mobilization and Representation under Adverse Conditions
Parteien existieren nicht nur in repräsentativen Demokratien, sondern auch in Regimen, in denen autoritäre Amtsinhaber und einflussreiche Wirtschaftsakteure („Oligarchen“) dominieren. Mit einem Fokus auf dem autoritären Russland einerseits und den hybriden Demokratien der Ukraine und Moldau andererseits untersucht die Nachwuchsforschungsgruppe die Existenzbedingungen von Parteien und fragt, ob sie trotz systemischer Barrieren die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern vertreten können.
Die Nachwuchsforschungsgruppe in der Übersicht
Standort | Ludwig-Maximilians-Universität München |
Anbindung | Elitestudiengang „Osteuropastudien“ |
Projektdauer | 2023 bis 2029 |
Leitung | Dr. Jan Matti Dollbaum E-Mail an Dr. Jan Matti Dollbaum senden |
Weitere Informationen | Webpräsenz Mobilization and Representation under Adverse Conditions |
Parteien im Krieg und im Au­tori­ta­ris­mus
Auch in repräsentativen Demokratien ist die Funktion von Parteien, die Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger in Politik umzusetzen, zuweilen gestört. Dies potenziert sich dort, wo autoritäre und informelle Praktiken den politischen Wettbewerb systematisch verzerren oder ganz eliminieren. Die existierende Literatur sieht Parteien in solchen Kontexten vor allem als Instrument der Mächtigen zu Stabilisierung autoritärer Herrschaft oder zur Durchsetzung oligarchischer Interessen. Gleichwohl gibt es auch hier Beispiele erfolgreicher Mobilisierung von Wählerinnen und Wählern sowie Aktivistinnen und Aktivisten wie auch gelungener Interessenvertretung.
Die Nachwuchsforschungsgruppe untersucht zum einen Parteien in den patronalen (d.h. durch hohe Informalität gekennzeichneten) Demokratien der Ukraine und der Republik Moldau. Sie nimmt dabei auch die Konsequenzen des russischen Angriffskrieges für die Innenpolitik in den Blick. Zum anderen erforscht sie, wie die russischen Oppositionsparteien seit den 1990er Jahren zu Stützen des autoritären Regimes werden konnten – und fragt, ob sie trotzdem eine Zukunft als Instrumente für politische Repräsentation haben können.
Erweiterung der Parteienforschung
Die Ergebnisse der Studien zu Moldau und der Ukraine werden an die Literatur zu Parteien in Ostmittel- und Westeuropa angeschlossen, die Studien zu Russland finden Eingang in die vergleichende Autoritarismusforschung. Damit soll auch überprüft werden, inwieweit der Begriff „postsowjetisch“ über 30 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion noch eine sinnvolle Bezeichnung für eine Region darstellt, die sich politisch und gesellschaftlich immer weiter ausdifferenziert.
Eine Internationale Nachwuchsforschungsgruppe erlaubt es wie kaum ein anderes Modell in der deutschen Forschungslandschaft, eine komplexe und gesellschaftlich hochrelevante Forschungsfrage konzentriert und umfangreich zu bearbeiten.
Dr. Jan Matti Dollbaum
Die Internationale Nachwuchsforschungsgruppe kooperiert eng mit dem Elitestudiengang „Osteuropastudien“ .