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Ein Blick in das Innere eines Gletschers

An ge­wöhnli­chen Bü­rota­gen scheint ein Glet­scher oft sehr weit ent­fernt zu sein. Die Feldar­beit ist nötig für die Er­he­bung von Da­ten. Den Glet­scher im Ge­lände zu erle­ben vertieft das Ver­ständnis, wo­ran man forscht. Vom 1. bis 4. April 2025 wa­ren Céline Walker (FAU Erlangen-Nürnberg), Felix Pfluger (Technische Universität München) und Léa Rodari (Université de Lausanne) im Feld un­ter­wegs, um am Hin­tereisfer­ner in Ös­ter­reich Mes­sun­gen mit ei­nem Geo­radar (GPR) durchzu­füh­ren. 

Die Ankunft

Für die dies­jäh­rige Feldar­beit der Inter­nationalen Nach­wuchs­for­schungs­gruppe “De­LIGHT Framework” im Früh­ling ging es für uns zum Hin­tereisfer­ner in den ös­ter­rei­chi­schen Al­pen. Am Dienstag fuh­ren wir ins Rofental und tra­fen dort Kol­leginnen und Kollegen von der Uni­versi­tät In­nsbruck (UIBK). Ge­meinsam be­ga­ben wir uns zur klei­nen For­schungs­stati­on auf 3050 m ü. M., die eine aus­ge­zeichnete Aus­sicht auf den im­po­san­ten Glet­scher bie­tet. Die Hüt­te war für die nächsten drei Tage unser Zu­hau­se und ist mit ei­nem klei­nen Gas­herd, ei­nem Tisch, acht Bet­ten, vie­len Gummi­stie­feln, einer Gi­tarre und ei­nem alten trag­baren Grammophon aus­ge­stat­tet. Nach der An­kunft in der Hüt­te rich­teten wir uns ein, wie­der­hol­ten unse­re Spalten­ber­gungstechniken und tra­fen die letz­ten Vor­be­rei­tun­gen für die Ar­beit auf dem Glet­scher.

Messungen mit GPR

An den fol­gen­den zwei Ta­gen war es unser Ziel, den Glet­scher und sein eng­lazia­les Was­ser­sys­tem zu un­ter­su­chen. Wir ver­wende­ten eine Ground Pe­net­ra­ting Ra­dar-An­tenne (GPR), die von der Ar­beitsgruppe Hangbe­we­gun­gen an der TUM be­reit­ge­stellt wur­de. Die GPR-An­tenne sen­det Ra­dar­im­pulse aus und emp­fängt Echos von Schichtgrenzen, bei de­nen sich die Dichte än­dert. Dadurch eig­net sich GPR her­vor­ra­gend, um so­wohl das Glet­scherbett unter dem Eis als auch Ob­jekte oder Was­ser im Eis zu de­tek­tie­ren.

Nach ei­nem An­ten­nen­test be­gan­nen wir mit unse­ren Mes­sun­gen im unte­ren Teil des Glet­schers. Wir überquer­ten den Glet­scher in Zickzack­linien und zo­gen dabei die An­tenne hin­ter uns her, um Ra­dar­messpro­file quer zur Fließrich­tung zu er­fas­sen. Wir ver­wende­ten eine Fre­quenz von 50 MHz für eine aus­rei­chende Ein­dringtiefe im Eis und 100 MHz, um eine hohe Auf­lö­sung für klei­nere Strukturen zu erzie­len. 

Am zwei­ten Tag hat­ten wir Glück mit dem Wet­ter und konnten et­was Son­nen­schein ge­nie­ßen – das machte die Sze­nerie be­son­ders ein­drucksvoll. So konnten wir unse­re Mes­sun­gen voll­stän­dig ab­schließen und er­hiel­ten ein dich­tes Messraster des unte­ren Glet­scherbe­reichs. Nach Ab­schluss der Da­ten­erhe­bung konnten wir uns ent­spannen und am drit­ten Abend die ge­müt­liche Hüt­te und ihre Aus­sicht ge­nie­ßen.

Wie geht es weiter?

Am Frei­tag kehr­ten wir zu­rück in die Zivi­lisa­tion und brachten einen neu­en Da­ten­satz mit. Mit den ge­sammel­ten Da­ten ha­ben wir nun einen Überblick über den Was­ser­ge­halt im Glet­scher im Früh­jahr. Spä­ter im Jahr – wäh­rend der Schmelzsai­son – wer­den die Mes­sun­gen er­neut durchge­führt, um den Was­ser­ge­halt und das Ab­fluss­re­gime mit den Früh­lingsda­ten zu ver­glei­chen. Wir freu­en uns schon jetzt auf die nächste Feldkam­pag­ne. 

Danksa­gung: Wir dan­ken Felix Pfluger für seine Un­ter­stüt­zung im Ge­lände und für die Be­reit­stel­lung der GPR-An­ten­nen. Wir dan­ken Léa Ro­dari für ihre Un­ter­stüt­zung im Ge­län­de. Un­ser Dank gilt au­ßer­dem Rai­ner Prinz für die Ko­ordi­nati­on so­wie Ma­rie Schro­eder und Leo Schlagbauer für die Gastfreundschaft in der For­schungs­stati­on.

Text: Céline Walker, Internationale Nachwuchsforschungsgruppe DeLIGHT Framework