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Po­di­ums­dis­kus­sion zu Poli­tik­bera­tung

Poli­tik­bera­tung ist eine schwierige Sa­che. Wis­sen­schaftle­rin­nen und Wis­sen­schaftler be­kla­gen, dass sie in der Poli­tik kein Ge­hör fin­den, Poli­tike­rin­nen und Poli­tiker be­kla­gen, dass die Rat­schläge der Wis­sen­schaftler an den Er­for­der­nis­sen des poli­ti­schen All­tags vor­bei­ge­hen. An­statt über­ei­nan­der spra­chen Poli­tiker und Wis­sen­schaftler am 27. No­vem­ber 2018 ein­mal mit­ei­nan­der.

Wie kann Politikberatung funktionieren?

Diese Frage stell­te Mo­dera­torin Silvia Liebrich (Süddeut­sche Zei­tung) bei einer Po­di­ums­dis­kus­sion am Cen­ter for Ad­van­ced Stu­dies der LMU München den gela­de­nen Ver­trete­rin­nen und Ver­tre­tern aus Wis­sen­schaft, Poli­tik und Ver­wal­tung.

Mo­nika Schnitzer, Pro­fessorin für Volks­wirt­schaft­sleh­re an der LMU München und Mit­glied des Inter­nat­ional­en Dok­tor­anden­kollegs „Evidence-Based Economics“, be­rich­tete von ihrer Er­fah­rung als Po­li­tik­bera­terin. Evi­denzba­sierte Po­li­tik­bera­tung, die auf soli­der wis­sen­schaftli­cher Grundlage steht, führt zu bes­seren poli­ti­schen Ent­scheidun­gen, da­von ist sie fest über­zeugt. Aber man benö­tigt in der Poli­tik­bera­tung viel Ge­duld, weil es oft lange dau­ert, bis Vor­schläge aus der Wis­sen­schaft in der Poli­tik auf­ge­grif­fen wer­den. Den­noch dürfe man das Feld nicht ein­fach den Lob­byis­ten über­las­sen.

Erwin Hu­ber, Staatsmi­nister a. D., war in sei­ner lan­gen po­li­ti­schen Laufzeit oft­mals Emp­fän­ger von Po­li­tik­bera­tung. Er sieht vor allem Kom­mu­nika­ti­ons­schwierig­kei­ten zwi­schen Po­li­tik und Wis­sen­schaft, denn „welcher Poli­tiker hat die Zeit, 300 Sei­ten Gut­ach­ten in ver­klau­su­lier­ter Spra­che zu le­sen“?

Einig wa­ren sich Mo­nika Schnitzer und Er­win Hu­ber, dass die Ver­wal­tung in den Mini­ste­rien eine ent­scheiden­de Schnittstelle dar­stellt. Dort gebe es die not­wen­dige Ex­per­tise, wis­sen­schaftliche Er­kenntnisse für Poli­tiker zu über­set­zen. An­drea Schneider, Be­amtin im Pla­nungsstab des Bun­des­kanz­ler­amts, be­rich­tete aus die­ser Tä­tigkeit und wie sie ver­sucht, auf wis­sen­schaftli­cher Grund­lage bü­ro­krati­sche Pro­zesse zu ver­ein­fa­chen.

Das Pub­likum ge­wann eini­ge Ein­sich­ten dar­über, wie Poli­tik­bera­tung funk­tio­nie­ren kann: „Die Dis­kus­sion dar­über, wie eine gute Ba­lance zwi­schen wis­sen­schaftli­cher Prä­zisi­on und pragmati­scher Um­setz­bar­keit in der Poli­tik­bera­tung zu fin­den ist, fand ich be­son­ders spannend. Denn ob­wohl alle Be­tei­ligten das­selbe Ziel ver­fol­gen – eine gute, funk­tio­nie­rende Poli­tik – ist die Ver­ein­bar­keit der ver­schiede­nen An­sprü­che häu­fig eine schwierige Grat­wan­de­rung“, so Cla­rissa Kay­ser, Dok­tor­andin an der LMU München.

Text: Internationales Doktorandenkolleg „Evidence-Based Economics“