Ein­fluss von Risi­kofaktoren auf Kar­di­ovas­kulä­re Erkrankungen
Mitte Dezember 2019 hielt Prof. Martin O‘Flaherty von der University of Liverpool den Vortrag „Here, There and Everywhere: The Impact of Cardiovascular Disease in Populations across the World“. Ausgangspunkt sind zu beobachtende Veränderungen in Mortalitätstrends. Der seit 1961 beobachtete Rückgang der Mortalität durch kardiovaskuläre Erkrankungen, v.a. durch die Koronare Herzkrankheit (KHK), erscheint seit einigen Jahren geringer zu werden.
Durch das sogenannte IMPACT-Modell sollen die Ursachen der beobachteten Trends erforscht werden. Dieses mathematische Modell geht von einer bestimmten Rate an erwarteten Todesfällen aus. Die Differenz zu den tatsächlich eingetretenen Fällen sind demnach solche, die verhindert bzw. verzögert werden konnten. Unter Berücksichtigung der Demographie der beobachteten Population und Trends von Risikofaktoren und Therapien kann geschätzt werden, welchen anteiligen Einfluss diese Faktoren an den verhinderten Todesfällen hatten.
Ergebnisse der IMPACT-Modelle ergeben für Populationen mit höheren Inzidenzen an Todesfällen durch KHK, wie Schweden, Finnland oder Island, dass die vermiedenen Todesfälle vor allem durch eine Reduktion der Risikofaktoren wie Cholesterin, Bluthochdruck und Rauchen verursacht wurden. In Populationen mit niedrigeren Inzidenzen aus dem Mittelmeerraum halten sich der Einfluss der Reduktion der o.g. Risikofaktoren und von Therapien die Waage. In Ländern mit einer ansteigenden Mortalität durch KHK, wie China, Syrien und Tunesien, ist der Haupteinflussfaktor das Cholesterin.
Um dem möglichen Trend des geringeren Rückgangs der Mortalität durch KHK entgegen zu wirken, sollten die Risikofaktoren durch eine entsprechende Gesetzeslage zu Zucker, Salz und Tabak weiter reduziert werden. Eine weitere wichtige Rolle spielen Veränderungen im Gesundheitssystem und das Überkommen sozialer Ungerechtigkeiten.
Seit 2006 ist Martin O‘Flaherty Professor für Epidemiologie im Department for Public Health and Policy an der University of Liverpool, UK. Zuvor arbeitete er für mehr als 20 Jahre als Arzt in einem großen Krankenhaus in Argentinien. Durch seine Erfahrungen im klinischen Alltag mit der ungleichen Belastung und Verteilung von chronischen Erkrankungen in der Bevölkerung wuchs sein Interesse für Public Health und Epidemiologie.
Weltweit gehört er zu den führenden Wissenschaftlern im Bereich der Entwicklung von präventiven Maßnahmen gegen chronischen Erkrankungen und den Herausforderungen die diese an unsere Gesellschaft stellen.
Text: Lilly Brandstetter, Elitestudienprogramm „Translational Medicine“