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Die 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung von 25. bis 30. Juni 2023

Mein Na­me ist Lena Schorr und ich bin Dok­tor­an­din im Puschhof-La­bor am Deutschen Krebsfor­schungs­zent­rum (DKFZ) in Hei­del­berg, wo ich an Mik­robi­om und Krebs for­sche. Ich habe an der 72. Lin­dau­er No­bel­preisträ­gertagung im Juni 2023 teil­ge­no­mmen, nachdem ich vom Eli­te­netzwerk Bay­ern no­mi­niert wur­de. Ich wur­de ein­ge­la­den, eine Wo­che in Lindau zu ver­brin­gen, zu­sammen mit rund 40 No­bel­preisträ­ge­rin­nen und -trä­gern so­wie 600 jun­gen Wis­sen­schaftle­rin­nen und Wis­sen­schaftlern aus mehr als 80 Na­tio­nen. Die Ver­an­stal­tung be­gann am Sonntag, den 25. Juni, mit einer fei­erli­chen Ze­re­mo­nie mit Be­grü­ßungsworten von Grä­fin Bet­tina Ber­nadotte af Wis­borg, der Prä­si­den­tin des Ku­rato­ri­ums für die Lin­dau­er No­bel­preisträ­gertagun­gen, Mu­sik vom En­semble der Wiener Phil­har­mo­niker so­wie Re­den und Vor­trä­gen von Poli­tike­rin­nen und Poli­ti­kern so­wie No­bel­preisträ­ge­rin­nen und -trä­gern. Die nächsten Tage be­gan­nen mit ei­nem mor­gendli­chen Workout am See mit herr­li­chem Blick auf die Ber­ge.

Jeder Tag war be­glei­tet von großarti­gen Vor­trä­gen, Ago­ra Talks, Open Exchan­ges und be­son­de­ren Ver­an­stal­tun­gen wie Part­ner­früh­stü­cken mit Mars, In­cor­porated oder Ro­lex SA. Abends gab es ge­sel­lige Ver­an­stal­tun­gen wie ein in­ter­nati­ona­les Get-Toge­ther, ei­nen Grill&Chill-Abend oder den Bay­eri­schen Abend, bei dem alle Teil­nehmenden auf­ge­for­dert wur­den, als Zei­chen unse­rer Viel­falt tra­diti­onel­le Kleidung aus ih­rem Land zu tra­gen.

Ei­ner mei­ner per­sön­li­chen Hö­he­punkte war die Be­geg­nung mit der No­bel­preisträ­gerin Frances Arnold, die für ihre bril­lan­ten Bei­träge zur Nut­zung der ge­rich­teten Evo­luti­on zur Schaffung von En­zy­men mit ver­bes­ser­ten oder neu­en Funktio­nen aus­ge­zeichnet wur­de. Arnold hat viele jun­ge Wis­sen­schaftle­rin­nen und Wis­sen­schaftler in­spi­riert, da­run­ter auch mich, und gab Denkan­stöße mit Sät­zen wie "Meine Oma sag­te, ich könnte alles schaffen - und ich habe ihr ge­glaubt." oder "Ich wur­de ein­fach mit zu viel Selbstver­trau­en ge­bo­ren, also blei­be ich nicht bei Proble­men ste­hen und be­mit­leide mich selbst, son­dern löse sie oder ma­che wei­ter." Ein wei­teres Highlight für mich war der Sci­ence Walk, bei dem ich die Ge­le­gen­heit hat­te, mit dem No­bel­preisträ­ger Richard J. Roberts ei­nen Spa­zier­gang um die Insel Lindau zu ma­chen. Er er­mu­tigte uns jun­ge Wis­sen­schaftlerinnen und Wissenschaftler, unse­re Ideen in die Welt zu tra­gen, Un­ter­nehmen zu gründen, mu­tig unse­re Kar­riere zu ver­fol­gen und unse­re indi­vi­duel­len Ni­schen zu fin­den.

Nicht nur der enge Kon­takt mit den No­bel­preisträ­ge­rin­nen und -trä­gern präg­te das Tref­fen, son­dern auch der in­ten­sive Aus­tausch mit jun­gen Wis­sen­schaftle­rin­nen und Wis­sen­schaftlern mit fruchtba­ren Dis­kus­sio­nen über Themen wie Diversi­tät, den Pub­lika­ti­ons­pro­zess, Men­torship oder Open Sci­ence. Ein lus­tiger Zu­fall war, dass ich Sa­muel Nobs aus mei­nem Schwes­ter­labor am Weizmann Insti­tut in Isra­el, mit dem ich be­reits pu­bli­ziert hat­te, zum ers­ten Mal per­sön­lich traf.

Mei­ne wichtigs­ten Ein­drü­cke wa­ren die Viel­falt unter den jun­gen Wis­sen­schaftle­rin­nen und Wis­sen­schaftlern aus der gan­zen Welt, die un­ter­schiedli­chen Per­spek­tiven und Her­aus­for­de­run­gen in ihrer For­schung und die all­ge­mei­ne Lei­den­schaft, ei­nen Bei­trag zur Wis­sen­schaft zu leis­ten. Schließ­lich kehr­te ich mo­ti­viert und in­spi­riert, aber auch sehr mü­de von der Kon­fe­renz zu­rück. So viele wis­sen­schaftli­che Vor­trä­ge, in­spi­rie­ren­de Menschen, Spaß und lan­ge Nächte - es war eine großarti­ge Er­fah­rung für mich als Per­son, aber vor al­lem für mich als Wis­sen­schaftle­rin, die mir die Möglich­keit gab, mit Gleichgesinn­ten in Kon­takt zu tre­ten und den ech­ten Lin­dau­er Geist zu erle­ben.

Text: Lena Schorr