Hypothesen auf dem Prüfstand
Folgende Hypothesen wurden im Rahmen des Projekts auf den Prüfstand gestellt:
- Der diskursive Wert von „ordinariness“ und „non-ordinariness“ hängt nicht nur vom Produktionsformat, sondern auch vom Rezeptionsformat ab.
- Die diskursive Konstruktion von „ordinariness“ und „non-ordinariness“ wird strategisch im Diskurs verwendet, um auf die Prämisse der Verantwortung von kommunikativem Handeln im öffentlichen Mediendiskurs zu referieren und diese zu thematisieren.
- „Normal-gewöhnliche“ Sprecherinnen und Sprecher konstruieren „ordinariness“ im Diskurs, um eine Distanz von „nicht-normal-gewöhnlichen“ politischen Handlungstragenden zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig dazu rechtfertigende Begründungen für deren politisches Handeln einzufordern; wenn „nicht-normal-gewöhnliche“ Sprecherinnen und Sprecher „ordinariness“ im Diskurs konstruieren, wird dies von „normal-gewöhnlichen“ Sprecherinnen und Sprechern als Inszenierung von sozialer „accountability“ im Allgemeinen und von politischer „accountability“ im Besonderen sowie als Ausüben von Macht vor dem Hintergrund „nicht-normal-gewöhnlicher“ Erfahrung interpretiert.
- Sprachgemeinschaften (speech communities) variieren hinsichtlich (a) der Konzeptualisierung von „ordinariness“ und „non-ordinariness“, (b) der Kontexte, in denen „ordinariness“ und „non-ordinariness“ im Diskurs thematisiert wird, (c) des Spektrums von diskursiven Strategien und strategiespezifischen linguistischen Konstruktionen, und (d) des Grades an Explizitheit und Redundanz beim diskursiven Thematisieren von „ordinariness“.
Die Ergebnisse des Projekts sind relevant für erweiterte Konzeptualisierungen von Sprachkompetenz und Diskurskompetenz und für deren Anwendung in Lehr- und Lernkontexten, wie auch für spezifische diskursive Formate und deren perlokutive Effekte, besonders jedoch für das Verständnis, wie sprachliche Akteure in der Interaktion positioniert werden und der diskursiven Funktion von indexikalischen Referenzen auf die kommunikative, soziale und politische „accountability“.
Die dem Projekt zugrunde liegende Methode ist in der Diskurspragmatik angesiedelt, welche auf Konzepten der Pragmatik, interaktionalen Soziolinguistik, Ethnomethodologie, Positionierungstheorie (positioning theory) und funktionalen Diskurstheorie fußt. Alle basieren auf den folgenden Prämissen: Sprache ist sozial, kommunikative Handlungen sind intentional, kommunikative Handlungen sind indexikalisch und Kommunikation heißt Kooperation.