Physik als Taktgeber einer robusten Embryogenese
Die embryonale Entwicklung des transparenten Wurms „Caenorhabditis elegans“ ist erstaunlich robust – fast alle ausgewachsenen Tiere haben letztlich die gleiche Anzahl Zellen, die durch identische Migrationsbewegung und Differenzierungen entstanden sind. Dieses fast schon deterministische und invariante Entwicklungsmuster legt die Vermutung nahe, dass nicht nur Genetik und Molekularbiologie beteiligt sind, sondern dass auch fundamentale Physik einen Teil der Regie in dieser komplexen Choreografie übernimmt.
Aufbauend auf früheren Arbeiten, die zeigten, dass Zellen einander in der embryonalen Eihülle auf die richtigen Positionen „schubsen“, haben Mitglieder des Elitestudienprogramms „Biological Physics“ nun mittels Lichtblatt-Fluoreszenzmikroskopie gezeigt, dass Zellvolumina und -zykluszeiten während der gesamten Embryogenese anti-korreliert sind. Zudem zeigten die experimentell ermittelten Zykluszeiten ein klares Arrhenius-Verhalten, das heißt, ihr Logarithmus änderte sich linear mit der inversen Umgebungstemperatur. Diese experimentellen Beobachtungen sind vollauf im Einklang mit einem begleitenden theoretischen Modell, basierend auf einer limitierenden Komponente und einem Start der Proteinsynthese erst zum Zeitpunkt der Gastrulation.
Zusammengenommen zeigen die Daten, dass fundamentale physikalische Prinzipien die Robustheit der Embryogenese von C. elegans maßgeblich bestimmen.
Text: Elitestudienporgramm „Biological Physics“