Kreativität und Genie
Kreativität ist ein Imperativ, der unsere Gesellschaft aggressiv strukturiert. Die Idee eines schöpferischen Menschen stammt aus dem 18. Jahrhundert und dient ursprünglich zur Aufwertung eines gesellschaftlichen Randbereichs, der Kunstproduktion. Die Internationale Nachwuchsforschungsgruppe „Kreativität und Genie“ versucht zu rekonstruieren, wie diese Idee zum Leitbild für ganze Industrien und zum verbindlichen Standard individueller Subjektivität werden konnte.
Die Nachwuchsforschungsgruppe in der Übersicht
Standort | Ludwig-Maximilians-Universität München |
Anbindung | Internationales Doktorandenkolleg „MIMESIS: Munich Doctoral Program for Literature and the Arts“ |
Projektdauer | 2017 bis 2022 |
Leitung | Dr. Jan Niklas Howe E-Mail an Dr. Jan Niklas Howe senden |
Weitere Informationen | Webpräsenz Kreativität und Genie |
Die Ausweitung des Ästhetischen
Medien, Unterhaltung, Design, Architektur, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Forschung sind „creative industries“. Kreativität ist aber auch ein Leitbegriff von Selbstbeschreibungen in sozialen Netzwerken, Kontaktanzeigen oder Bewerbungen.
Kulturtheoretische Konzeptionen vom „ästhetischen Regime“ über die „Herrschaft des Ästhetischen“ und den „ästhetischen Kapitalismus“ bis hin zum Begriff des „Kreativitätsdispositivs“ interpretieren die Universalisierung des Kreativitätsgedankens als Resultat der Ausweitung ästhetischer Praktiken und Präferenzen auf nichtästhetische Lebensbereiche. Diese Interpretation stellt die Geisteswissenschaften vor drei Herausforderungen: zu klären, welche ästhetischen Praktiken gemeint sind, sie historisch zu kontextualisieren und Kreativität als Gegenstand theoretisch zu erschließen.
Ressource und Superlativ
Ausgangspunkt der Forschungsgruppe ist die Beobachtung, dass der Kreativitätsdiskurs im 20. Jahrhundert an rhetorische Strategien und poetische Verfahren der Genie-Ästhetik des 18. Jahrhunderts anschließt. Schöpferisches Potenzial weist in beiden Konzeptionen einen markanten Widerspruch auf: Es beschreibt einerseits einen Superlativ außergewöhnlicher, singulärer Individualität, andererseits eine allgemein verfügbare Ressource.


Das Format der Internationalen Nachwuchsforschungsgruppe macht es uns möglich, eine interdisziplinäre und innovative Forschungsfrage zu stellen, bei zugleich hervorragender disziplinärer Anbindung an der LMU München.
Dr. Jan Niklas Howe
Die Nachwuchsforschungsgruppe setzt erstmals die literaturwissenschaftliche Genie-Forschung und die interdisziplinäre Kreativitäts-Forschung in Bezug zueinander.
Die Internationale Nachwuchsforschungsgruppe kooperiert eng mit dem Internationalen Doktorandenkolleg MIMESIS: Munich Doctoral Program for Literature and the Arts .
Weitere Kooperationen
New York University | New York, USA |
Columbia University | New York, USA |
Freie Universität Berlin | Berlin, Deutschland |
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik | Frankfurt am Main, Deutschland |